Als Elon Musk nachts Joe Kaeser anrief und schrie: „Beweg deinen Hintern hier rüber ...“
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Der ehemalige Siemens-Chef Joe Kaeser.
© Quelle: Peter Kneffel/dpa/Archivbild
Als Chef des größten deutschen Technologieunternehmens Siemens gehörte der heute 65-jährige Joe Kaeser zwischen 2013 uns 2021 zu den wichtigsten globalen Wirtschaftslenkern. Stets suchte er die Nähe zu den großen Lenkern der Welt, mitunter mischte er mit provozierenden Statements per Tweet zur Weltlage die Politik auf. Inzwischen ist es ruhig um Kaeser geworden, der noch immer die Aufsichtsräte von Daimler Trucks und Siemens Energy leitet.
Im „OMR“-Podcast mit Philipp Westermeyer erzählt Kaeser, wie ihn nächtliche Anrufe des Tesla-Chefs Elon Musk erreichten. Kennengelernt habe man sich vor Jahren, als Musk nach einer Automatisierungslösung für sein erstes Tesla-Werk in den USA gesucht habe. „Ich kann mich erinnern, dass er mich mitten in der Nacht anrief und anschrie“, so Kaeser.
„Get your ass over here, I wanna see you tomorrow“, habe Musk geschrien („Beweg deinen Hintern hier rüber, ich will dich morgen hier sehen.“) Er sei aber nicht hingeflogen, sondern habe sich informiert, wo das Problem liege. „Es kam sehr schnell heraus, dass eine organisierte Fertigung mit seiner Art, mit Menschen und Problemen umzugehen, nicht möglich war“, so Kaeser in der Zeitung.
Diese Trennlinie ist zwischen Genie und Wahnsinn. Es gibt dazwischen keinen Puffer, kein Neutral.
Joe Kaeser im „Welt“-Interview
Er kenne Musk „relativ gut“, sagte der ehemalige Siemens-Chef. „Elon Musk ist eine unglaublich interessante Persönlichkeit, weil es bei ihm eine Trennlinie gibt: Oberhalb der Trennlinie ist Genie und unterhalb der Trennlinie ist Chaos oder etwas Negatives“, beschreibt Kaeser den neuen Twitter-Besitzer. „Diese Trennlinie ist zwischen Genie und Wahnsinn. Es gibt dazwischen keinen Puffer, kein Neutral, in dem man sich bewegt. Er ist entweder genial unterwegs oder er ist in einer Weise unterwegs, dass man sich wundern muss, dass solche Leute überhaupt Erfolg haben können.“
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© Quelle: Matthias Schwarzer
Bereit, alles auf eine Karte zu setzen
Er bewundere jedoch an Musk, dass dieser noch immer bereit sei, alles auf eine Karte zu setzen. „Und Elon hat wirklich viel zu verlieren“, so Kaeser. „Es war keine Kunst, damals in den Anfangsjahren von Tesla anderer Leute Geld zu verbrennen, eine halbe Milliarde jedes Quartal. Das kann im Prinzip fast jeder.“
Diese Risikobereitschaft zeige sich nun auch bei der Twitter-Übernahme. „Elon Musk gewinnt seine Spiele immer 8:6 und nie 1:0″, so Kaeser im Podcast. „Weil er eben auch sehr viele Dinge macht, bei denen man sagt: Versteht kein Mensch.“ Allerdings ist Kaesers Urteil über Musks derzeitiges Verhalten bei Twitter klar: „Aktuell ist er unter dieser Trennlinie.“
RND/stu