E-Paper
„Ziel unprovozierter Angriffe“

25 KFOR-Soldaten bei Zusammenstößen mit militanten Serben verletzt

Ungarische Soldaten der von der Nato geführten Kosovo-Friedenstruppe KFOR bewachen ein kommunales Gebäude in der Stadt Zvecan im serbisch bevölkerten Norden des Kosovo.

Ungarische Soldaten der von der Nato geführten Kosovo-Friedenstruppe KFOR bewachen ein kommunales Gebäude in der Stadt Zvecan im serbisch bevölkerten Norden des Kosovo.

Artikel anhören • 4 Minuten

Zvecan. Bei Zusammenstößen mit militanten ethnischen Serben im Norden des Kosovos sind am Montag 25 KFOR-Soldaten verletzt worden, wie die Truppe erklärte. Die Serben versuchten, die Kontrolle über ein örtliches Regierungsgebäude zu übernehmen. Zuvor war es bereits zu Auseinandersetzungen mit der kosovarischen Polizei gekommen. Die Polizei teilte mit, Serben hätten sich am Morgen in den Gemeinden Zvecan, Leposavic und Zubin Potok versammelt. In Zvecan hätten sie versucht, sich mit Tränengas gewaltsam Zugang zu verschaffen. Die Polizei habe mit Tränengas reagiert.

Weiterlesen nach der Anzeige
Weiterlesen nach der Anzeige

Am Nachmittag riefen KFOR-Solodaten die Serben auf, den Weg für zwei Fahrzeuge der kosovarischen Spezialpolizei freizumachen. Dann hätten die Soldaten Tränengas und Blendgranaten eingesetzt, um die Beamten in den Fahrzeugen zu schützen und die Protestierer zu vertreiben, erklärten Augenzeugen und örtliche Medien. Die ethnischen Serben hätten daraufhin mit Steinen und anderen Objekten geworfen.

Knochenbrüche und Verbrennungen

Mehrere italienische und ungarische Soldaten des KFOR-Kontingents seien „Ziel unprovozierter Angriffe“ geworden, erklärte die KFOR. Sie hätten durch die Explosion von Brandsätzen Traumata mit Knochenbrüchen und Verbrennungen erlitten. Einige Fahrzeuge der kosovarischen Polizei und eines von Journalisten wurden beschädigt.

Weiterlesen nach der Anzeige
Weiterlesen nach der Anzeige

In den vier Gemeinden waren im April vorgezogene Kommunalwahlen abgehalten worden, die von ethnischen Serben größtenteils boykottiert wurden. Gewählt wurden nur ethnische Albaner oder Vertreter einer kleineren Minderheit. Im Norden des Kosovos bilden ethnische Serben eine Mehrheit.

Angehörige dieser Mehrheit versuchten vergangene Woche, neugewählte Vertreter daran zu hindern, Stadtverwaltungsgebäude zu betreten. Die Polizei feuerte Tränengas ab, um die Menschenmenge zu vertreiben. Bei Zusammenstößen am Freitag wurden mehr als ein Dutzend ethnische Serben und fünf Angehörige der kosovarischen Polizei verletzt. Die USA und die EU warfen der kosovarischen Regierung vor, sich mithilfe der Polizei Zugang zu den Gebäuden verschafft zu haben.

Soldaten der von der Nato geführten Kosovo-Friedenstruppe KFOR bewachen ein Gemeindegebäude nach Zusammenstößen mit Kosovo-Serben.

Soldaten der von der Nato geführten Kosovo-Friedenstruppe KFOR bewachen ein Gemeindegebäude nach Zusammenstößen mit Kosovo-Serben.

Der russische Außenminister Sergej Lawrow bezeichnete die Lage im Kosovo als beunruhigend. Er machte während eines Besuchs in Kenia die USA und die Nato verantwortlich, weil sie dort nach Vorherrschaft strebten. In der Mitte Europas braue sich „eine große ‚Explosion‘ zusammen“, dort, „wo die Nato 1999 Aggression gegen Jugoslawien betrieb“, sagte Lawrow.

Serben fordern einem ihrer Politiker aus dem Norden des Kosovos zufolge den Rücktritt der neuen Bürgermeister, die „illegale und unrechtmäßige Sheriffs“ seien. Zudem solle die Spezialpolizei die Gegend verlassen, sagte der örtliche Politiker Goran Rakic. Die Forderungen seien der von der Nato angeführten Kosovo-Truppe KFOR und Botschaften des Auslands übermittelt worden.

Weiterlesen nach der Anzeige
Weiterlesen nach der Anzeige

Kritik von serbischer Ministerpräsidentin

Die Polizei und KFOR schützten am Montag die Stadtverwaltungsgebäude in den vier Gemeinden. KFOR teilte mit, die Präsenz vor Ort sei verstärkt worden, um für ein sicheres Umfeld zu sorgen. Die Truppe rief die Konfliktparteien auf, keine Eskalation zu verursachen. Die Regierungen des Kosovos und Serbiens sollten sich an einem von der EU angeführten Dialog beteiligen, um auf Frieden hinzuarbeiten, hieß es.

Das Kosovo hatte sich 2008 für unabhängig erklärt. Die serbische Regierung erkennt das nicht an. Das serbische Militär wurde am Freitag an der Grenze zum Kosovo in erhöhte Alarmbereitschaft versetzt.

Das Krisen-Radar

RND-Auslandsreporter Can Merey und sein Team analysieren die Entwicklung globaler Krisen im neuen wöchentlichen Newsletter zur Sicherheitslage – immer mittwochs.

Mit meiner Anmeldung zum Newsletter stimme ich der Werbevereinbarung zu.

Die serbische Ministerpräsidentin Ana Brnabic kritisierte den internationalen Umgang mit den Ereignissen im Kosovo. Die KFOR schütze nicht die Menschen, sondern diejenigen, die die Macht an sich gerissen hätten – offenbar eine Anspielung auf die neuen Bürgermeister. „Aber wir müssen den Frieden schützen“, sagte sie.

Der serbische Verteidigungsminister Milos Vucevic teilte mit, das Militär werde bereit sein, um „jede Aufgabe und jeden Befehl zu erfüllen“. Er hoffe auf eine politische Lösung. Er warf der KFOR vor, „die Polizei vor unbewaffneten Menschen“ zu schützen.

Weiterlesen nach der Anzeige
Weiterlesen nach der Anzeige

RND/AP

Mehr aus Politik

 
 
 
 
 
Anzeige
Anzeige

Verwandte Themen

Letzte Meldungen

 
 
 
 
 
 
 
 
 

Spiele entdecken