Globales Treffen der „Russophilen“ in Moskau: Wer steht zu Putin?
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Der russische Außenminister Sergej Lawrow spricht während der Eröffnungszeremonie auf dem „Kongress der internationalen Russophilen“ in Moskau.
© Quelle: IMAGO/ITAR-TASS
„Kongress der internationalen Bewegung der Russophilen“ nannte sich ein bizarres Treffen, welches Russlands Außenminister Sergej Lawrow am Dienstag im Moskauer Puschkin-Museum mit einer Rede eröffnete.
„Wir sehen nicht nur Neonazismus, wir sehen direkten Nazismus, der immer mehr europäische Länder erfasst“, so Lawrow in seiner Eröffnungsrede. „Wir sehen, wie die Geschichte vor unseren Augen zerstört wird, heilige Denkmäler werden zerstört.“
Wir sehen, wie die Geschichte vor unseren Augen zerstört wird, heilige Denkmäler werden zerstört.
Sergej Lawrow,
Außenminister Russlands
Geladen war eine illustre Schar von C‑Prominenten, die aus ihrer Sympathie zum Russland unter Wladimir Putin auch nach Beginn des Angriffskrieges gegen die Ukraine keinen Hehl machen.
Um es vorwegzunehmen: Der französische Schauspieler Gérard Depardieu, vermutlich der letzte „Putin-Versteher“ mit großemNamen, war nicht dabei. Er hatte schon kurz nach Beginn der russischen Aggression im April 2022 von „verrückten, inakzeptablen Exzessen“ seines einstigen Gönners gesprochen und möchte heute auf das Thema nicht mehr angesprochen werden.
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Kremlchef Wladimir Putin und der US-Schauspieler Steven Seagal (rechts, Archivfoto).
© Quelle: picture alliance / AP Images
Doch wer saß dann am Dienstag in der Ulitsa Volkhonka 12? Der 1,93 Meter große US-Schauspieler Steven Seagal war dabei, einst bekannt geworden durch Filme wie „Alarmstufe Rot“.
Seagals „Russophilie“, um beim Titel des Kongresses zu bleiben, basierte auf einem Job, den der zuvor nicht mehr ganz so erfolgsverwöhnte Schauspieler und Sänger im März 2013 annahm, in dem er sich als Lobbyist für russische Waffenimporte in die USA bezahlen ließ und im Land kräftig die Werbetrommel für Sturmgewehre vom Typ Kalaschnikow rührte.
Ich bin 100 Prozent russophil und eine Million Prozent russisch.
Steven Seagal,
Actionschauspieler
Bei seinem Engagement für Russland ist es geblieben. „Ich bin 100 Prozent russophil und eine Million Prozent russisch“, sagte er in Moskau. Was am deutlichsten darin zum Ausdruck kommt, dass der 73-Jährige längst die russische Staatsbürgerschaft besitzt und Mitglied der Putin-nahen Partei Gerechtes Russland ist.
„Ich bin hier, um für Frieden und Freundschaft zu werben. Und ich glaube, dass dieser Konflikt von angelsächsischen Interessen provoziert und verursacht wurde“, erklärte in Moskau ein gewisser Pierre de Gaulle laut dem britischen „Guardian“. De Gaulle? Genau, der Franzose trägt den Namen des berühmten Präsidenten und Kämpfers gegen Nazi-Deutschland nicht zufällig, sondern soll ein Enkel des Generals sein.
Selenskyj verspricht Befreiung von Mariupol
Zugleich erinnerte der 45-Jährige an den russischen Luftangriff vor einem Jahr auf das Theater in der damals schwer umkämpften Hafenstadt.
© Quelle: dpa
Eine „Diskriminierung“ Russlands will de Gaulle festgestellt haben. „Je mehr der Westen Russland diskriminiert, desto mehr spüre ich die Einheit des russischen Volkes“, sagte er jüngst der staatsnahen russischen Nachrichtenagentur Ria Novosti.
Familie de Gaulle geht auf Distanz
Äußerungen, die bereits dazu geführt haben, dass sich die berühmte französische Familie von ihrem russophilen Außenseiter distanziert hat: Yves de Gaulle, Pierres älterer Bruder, sagte am 24. Januar der Zeitung „Le Parisien“, dass die Ansichten seines Bruders „niemand anderes betreffen als ihn selbst – nicht mich, nicht unsere Familie und noch weniger den General“.
Ich finde Putin netter als Biden.
Vittoria Alliata di Villafranca,
italienische Prinzessin
Den vermutlich bizarrsten Auftritt hatte laut dem „Guardian“ eine rothaarige Mittsiebzigerin, die sich als italienische Prinzessin Vittoria Alliata di Villafranca vorstellte. „Ich finde Putin netter als Biden“, erklärte sie ihre Nähe zu Russland und fügte hinzu, dass ihre Familie mit der Zarenfamilie Romanow verwandt sei.
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Prinzessin Vittoria Alliata di Villafranca beim „Kongress der internationalen Bewegung der Russophilen“.
© Quelle: picture alliance/dpa/TASS
Dann schweifte sie ab und erzählte, in ihrer Heimat für die Rückgabe ihres Familienpalastes in Bagheria gegen den katholischen Geheimorden Opus Dei und die Mafia gekämpft zu haben.
Russophobie = Kolonialismus?
In der „Russophobie“ sieht sie eine von „vielen Versionen der Kolonialisierung“, die mit der Landung der Amerikaner auf Sizilien während des Zweiten Weltkriegs ihren Anfang genommen hätte. Sie äußerte, sie fühle sich gut aufgehoben in Moskau als „Frau aus einem Dorf auf Sizilien, deren Sohn heiraten möchte und die befürchtet, dass europäische Jungen bald ermutigt werden, Kühe zu heiraten …“
Womit sie vermutlich auf das in Russland immer häufiger wiederholte Narrativ anspielte, dass in Europa traditionelle Geschlechterrollen zugunsten von „Sodomie“ und queeren Lebensentwürfen geopfert würden.
Ehemaliger Abgeordneter der AfD
Unter den anwesenden Vertretern, angeblich aus 42 Ländern, sollen auch deutsche Teilnehmerinnen und Teilnehmer gewesen sein, wie „T‑Online“ berichtet: Darunter sind angeblich die deutsch-russische Bloggerin Alina Lipp, die sich seit Beginn des Angriffskrieges in Russland aufhält und dort eine Art „Frontberichterstattung“ betreibt, zudem ein ehemaliger AfD-Bundestagsabgeordneter.