„Das war total verwirrend“: Nur die Hälfte der Studierenden hat bisher die Einmalzahlung beantragt
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Studdierende sitzen in einem Hörsaal.
© Quelle: Julian Stratenschulte/dpa/Symbolbild
Seit zwei Wochen können Studierende sowie Fachschülerinnen und Fachschüler die von der Bundesregierung versprochene Energiepauschale in Höhe von 200 Euro beantragen. Bisher haben laut Zahlen des Bundesministeriums für Bildung und Forschung etwa 47 Prozent der 3,5 Millionen Berechtigten einen Antrag gestellt. Mehr als 337 Millionen Euro wurden bereits ausgezahlt.
Zu Beginn der Registrierung am 15. März war der Ansturm auf das Antragsportal groß. Der Server brach kurzeitig zusammen. Auch die Seite der Bund‑ID, die Zugangsplattform zur digitalen Verwaltung, war überlastet. Dort mussten sich Studierende, Fachschülerinnen und Fachschüler ein Konto anlegen. Viele verbrachten mehrere Stunden in einer Warteschlange. In manchen Fällen funktionierte die Registrierung erst nach mehreren Tagen.
Verwirrungen bei Antragstellung
Ein Zustand, der vom Dachverband der Studierendenvertretungen (FZS) kritisiert wird. „Mit dem Ansturm auf die Webseiten hätte man rechnen müssen“, sagt Carlotta Eklöh, Vorstandsmitglied im FZS dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND). „Das war von Anfang an klar und steht sinnbildlich für den Prozess.“
Ein halbes Jahr dauerte es von der Verkündung der Hilfsmaßnahme bis zur Auszahlung. Doch nicht nur die lange Wartezeit, auch den Prozess an sich kritisiert die Studierendenvertretung. „Die größte Verwirrung bestand darin, dass das Elster-Zertifikat oder die Online-Ausweisfunktion als notwendig dargestellt wurden“, erklärt Eklöh. Antragsberechtigte müssen sich über einen dieser Wege verifizieren. Mit einem von der Bildungseinrichtung verschickten Zugangscode kann dann das Geld beantragt werden.
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Wer sich weder mit Elster-Zertifikat noch mit Online-Ausweisfunktion verifizieren lassen will, hat eine dritte Option: Einen zweiten Code, die sogenannte PIN. Diese wurde zeitversetzt durch die Universitäten und Bildungseinrichtungen verschickt und bestätigt ebenfalls die Identität.
Mehrheit entscheidet sich für PIN-Variante
Laut Eklöh habe dieser Weg am besten und einfachsten funktioniert. Dieser sei aber durch das Ministerium nur unzureichend kommuniziert worden, kritisiert sie. „Das war total verwirrend, selbst die Expert*innen von Studierendenvertretungen und Hochschulen sind da durcheinandergekommen. Wie sollen das dann alle Studierenden verstehen?“
Dennoch wurde diese Option der Authentifizierung am häufigsten genutzt. Etwa 68 Prozent der Berechtigten hätten über den Weg mit der PIN die Einmalzahlung beantragt, teilte ein Sprecher des Ministeriums für Infrastruktur und Digitales in Sachsen-Anhalt dem RND auf Anfrage mit. 20 Prozent hätten sich mit der Online-Ausweisfunktion verifiziert – und etwa 13 Prozent mit dem Elster-Zertifikat.
„Wir haben uns einen unbürokratischen Prozess ohne Bund‑ID gewünscht, was offensichtlich möglich gewesen wäre, wenn die Verifizierung ja ohnehin von den Bildungseinrichtungen vorgenommen wird“, sagt Eklöh.
IT-Professor: „Die Bund-ID war eine politische Entscheidung“
Für den Informatikprofessor Hannes Federrath war die Entscheidung, die Bund‑ID zur Bedingung zu machen, „eine strategische und politische Entscheidung.“ Denn: „Die Digitalisierungsstrategie sieht vor, dass Onlinedienste mehr genutzt werden. Dafür ist die Bund‑ID ein guter Weg“, erklärt er dem RND. Wer sich im Zuge der Einmalzahlung das Bürgerkonto angelegt habe, könne auch zukünftig digitale Leistungen der Verwaltung in Anspruch nehmen.
Ein Sprecher des Ministeriums für Infrastruktur und Digitales in Sachsen-Anhalt verteidigt die Verpflichtung zur Bund‑ID. Diese sei ein zusätzlicher Sicherheitsfaktor bei der Verifizierung der Antragsberechtigten. Insgesamt sei man mit dem bisherigen Verlauf des Prozesses sehr zufrieden. „Es läuft alles so, wie wir uns das gedacht haben“, erklärt er auf Anfrage. Es sei das erste Mal gewesen, dass ein solcher Prozess vollständig digital abgewickelt werden konnte.