Afrikanische Union warnt vor gewaltiger Hungersnot
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Vieh sucht am 23. März 2022 auf einem Dürrefeld in Kenia Futter (Archivbild).
© Quelle: Dong Jianghui/XinHua/dpa
Brüssel. Es droht eine gewaltige Hungersnot. Drei Regenzeiten sind am Horn von Afrika bereits ausgefallen. Die Dürre ist brutal. Allein in Teilen Kenias, Somalias und Äthiopiens seien etwa 20 Millionen Menschen vom Hungertod bedroht, warnt das UN-Welternährungsprogramm. In der gesamten Sahelzone, also vom Senegal bis Dschibuti, seien es insgesamt 60 Millionen Menschen.
Und die Schreckenszahlen nehmen kein Ende. Demnächst könnten 1,4 Milliarden Menschen von Nahrungsmittelknappheit betroffen sein – auf dem afrikanischen Kontinent, aber auch in Syrien, im Jemen, im Libanon und in Afghanistan. So etwas habe die Welt noch nicht erlebt, sagen UN-Experten.
+++ Alle Entwicklungen zum Krieg gegen die Ukraine im Liveblog +++
Als wäre der ausgebliebene Regen nicht schlimm genug. Der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine hat die ohnehin verzweifelte Lage der Menschen in Afrika noch verschlimmert. Um zu überleben, sind sie auf Weizen aus der Ukraine angewiesen, der bislang auf dem Weltmarkt zu vergleichsweise günstigen Preisen zu haben war.
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Häfen blockiert: der schwierige Weg des ukrainischen Getreides aus dem Land
Nordafrikanische und arabische Länder sind auf ukrainisches Getreide angewiesen – aber das steckt in den blockierten Schwarzmeerhäfen der Ukraine fest. Landwirte und Händler ringen um Alternativrouten. Die bringen aber weitere Probleme mit sich.
Damit ist es vorbei. Denn das russische Militär blockiert die Ausfuhr von Millionen Tonnen an Getreide aus den ukrainischen Schwarzmeerhäfen. Das treibt die Getreidepreise in schwindelerregende Höhen.
Senegals Präsident Macky Sall, der als Vorsitzender der Afrikanischen Union die Interessen des ganzen Kontinents vertritt, hat jetzt versucht, auf Kremlchef Wladimir Putin einzuwirken. Die Blockade müsse so schnell wie möglich aufgehoben werden, erklärte Sall bei einem Treffen in Putins Residenz in der Schwarzmeerstadt Sotschi. Sonst drohe neben einer Hungersnot auch eine große Migrationsbewegung aus Afrika Richtung Europa.
Bei Lieferung von Langstreckenraketen: Putin droht gen Westen
Der russische Präsident Wladimir Putin droht mit dem Angriff auf weitere Ziele in der Ukraine, sollten die USA dem Land Langstreckenraketen liefern.
© Quelle: Reuters
Nach dem Treffen gab sich Sall ein wenig optimistisch. Putin sei bereit, den Export von Getreide aus der Ukraine sowie aus Russland nach Afrika zu ermöglichen, teilte er auf Twitter mit.
Russland fordert Druck der Afrikanischen Union
Wann das geschehen könnte, bleibt offen. Russland fordert, dass die Afrikanische Union Druck auf den Westen machen soll. Sall assistierte prompt. Alle Partner sollten die Sanktionen auf Weizen und Düngemittel aufheben, forderte er auf Twitter.
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Nun ist aber so, dass es gar keine Sanktionen auf Getreideprodukte aus der Ukraine und Russland gibt. Darauf haben zuletzt die Staats- und Regierungschefs der EU explizit verwiesen. Sie warnten die afrikanischen Staaten davor, auf die Kremlpropaganda hereinzufallen, die dem Westen die Schuld für die Hungerkrise gebe.
Die Lage ist verfahren. Die Nato- und EU-Staaten haben kurz darüber debattiert, Getreidetransporte aus ukrainischen Schwarzmeerhäfen mit Kriegsschiffen zu eskortieren. Das wurde schnell verworfen aus Sorge, in den Krieg hineingezogen zu werden. Jetzt richten sich die Augen auf die türkische Regierung, die sich als Vermittlerin angeboten hat. Es ist aber völlig offen, ob das zu einer schnellen Lösung des Getreideproblems führen wird.
Hinzu kommt ein vergifteter Ton, der eine Annäherung selbst auf höchstem diplomatischen Parkett verhindert. Als Charles Michel, der als Ratspräsident die 27 EU-Mitgliedsstaaten vertritt, jetzt im UN-Sicherheitsrat sprach und Russland wegen der Getreideblockade attackierte, verließ der russische UN-Botschafter demonstrativ den Saal. Michel verbreite Lügen, sagte Wassili Nebensja einer Reuters-Journalistin in New York.
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