USA, Italien und Spanien wollen Corona-Testpflicht für Einreisende aus China – Bundesregierung dagegen
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Ein A380 einer chinesischen Fluglinie.
© Quelle: Picture/Alliance/Imaginechina
New York. Angesichts der aktuellen Corona-Infektionswelle in China verschärfen weitere Länder ihre Kontrollen für Einreisende aus der Volksrepublik. Auch Spanien, Frankreich und Südkorea kündigten am Freitag Testpflichten an. Eine entsprechende Regelung wird Berichten zufolge auch für Großbritannien erwartet. Deutschlands Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) hält das aktuell für „noch nicht notwendig“, kündigte aber ein engmaschiges „Varianten-Monitoring“ an den europäischen Flughäfen an.
Ein EU-weites Vorgehen gibt es bisher nicht, bei einem Krisentreffen kommende Woche soll das weitere Vorgehen voraussichtlich besprochen werden. Ein möglicher Alleingang Deutschlands wird unterschiedlich bewertet.
Nach fast drei Jahren strikter Vorkehrungen hatte Chinas Führung am 7. Dezember abrupt ein Ende seiner umstrittenen Null-Corona-Politik verkündet. Nach offiziell unbestätigten internen Schätzungen haben sich allein in den ersten drei Dezemberwochen 248 Millionen Menschen oder 18 Prozent der Bevölkerung infiziert. Wissenschaftler warnen, die Corona-Welle könnte neue Varianten hervorbringen, die dann ihren Weg in andere Länder finden würden.
Die EU hatte dazu am Donnerstag beraten. Anschließend rief EU-Gesundheitskommissarin Stella Kyriakides die Staaten zunächst dazu auf, ihre nationalen Überwachungsmaßnahmen des Virus zu überprüfen und gegebenenfalls wieder hochzufahren. Voraussichtlich kommende Woche soll es ein Krisentreffen geben.
Fluggäste aus China müssen in USA negativen Covid-Test vorlegen
Zunehmend Besorgnis im Ausland wegen der Corona-Welle in China. Auch die USA kündigten für das neue Jahr eine Covid-Testpflicht für Reisende aus dem Land an.
© Quelle: Reuters
Bundesregierung plant keine Einreisebeschränkungen
Auch Lauterbach hält eine koordinierte europaweite Lösung für wichtig. „Wir brauchen ein sehr genaues „Varianten-Monitoring“, denn diese Varianten-Überwachung können wir nicht zuverlässig aus China abrufen“, sagte der Minister. „Hier könnte auch die gezielte Überprüfung beispielsweise von einzelnen Flugzeugen eine Rolle spielen, das wird vorbereitet.“ Es gebe aber keinen Anlass für „Antigen-Test auf Routine-Basis“. Bayern forderte indes vom Bund eine zeitnahe Abstimmung mit den Ländern über mögliche Auflagen für Reisende aus China.
Italien, die USA und Indien hatten bereits Beschränkungen für China-Reisende eingeführt oder angekündigt. Auch Spaniens Gesundheitsministerin Carolina Darias kündigte am Morgen an, Reisende aus der Volksrepublik müssten bei der Einreise einen Corona-Test vorlegen oder eine vollständige Impfung nachweisen. Ab wann war zunächst unklar.
Frankreich zog am Freitagabend nach. Reisende aus China müssten vor Abflug vom 1. Januar an einen höchstens 48 Stunden zurückliegenden negativen Corona-Test vorlegen, teilte der französische Gesundheitsminister François Braun mit. Während des Flugs nach Frankreich gilt eine Maskenpflicht, bei der Ankunft wird ein PCR-Test vorgenommen. Alle positiven Proben sollen zur epidemiologischen Überwachung systematisch analysiert werden. Berichten von Freitagabend zufolge will auch Großbritannien eine Testpflicht für Reisende aus China einführen.
Befürchtungen vor neuen Virusvariante
Hintergrund der Maßnahmen sind auch Befürchtungen vor einer möglicherweise in China entstehenden neuen Virusvariante. Offizielle chinesische Angaben werden etwa von der US-Gesundheitsbehörde CDC als unzureichend gewertet. Aus Mailand verlauteten zudem hohe Zahlen infizierter Passagiere: Am 26. Dezember seien dort zwei Flieger aus China gelandet, wobei von 210 getesteten Passagieren 97 positiv auf Corona getestet worden seien.
Bislang gebe es keine Hinweise auf eine neue Virusvariante, die gefährlicher sei als die aktuell in Deutschland verbreitete, hieß es von der Bundesregierung. Dies könne sich aber noch ändern.
Experten sind sich uneinig
Als „politische Überreaktion“ wertete Andreas Bobrowski, Vorsitzender des Berufsverbands Deutscher Laborärzte, die Reisebeschränkungen. „Eine medizinische Notwendigkeit dafür ist aus dem Pandemieverlauf nicht herzuleiten“, sagte er der Deutschen Presse-Agentur. Auch zu Corona-Hochphasen in Europa mit Millionen Ansteckungen binnen kurzer Zeit hätten sich keine gefährlicheren Varianten entwickelt - dies nun in China zu erwarten, sei spekulativ.
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„Die USA und Italien wollen offenbar in irgendeiner Form auf die Entwicklung in China reagieren und Bevölkerungsschutz demonstrieren. Ich sehe für Deutschland aber derzeit keine Notwendigkeit solcher Schritte“, sagte der Bremer Epidemiologe Hajo Zeeb der Deutschen Presse-Agentur. Der Nutzen der Reisebeschränkungen sei fraglich - das Virus lasse sich auch mit Tests nicht aufhalten. Außerdem träten auch hierzulande derzeit zahlreiche Infektionen mit Omikron auf.
Der Vorstandsvorsitzende des Weltärztebundes, Frank Ulrich Montgomery, hält neue Einreiseregeln für Reisende aus China dagegen jetzt schon für sinnvoll. Er sagte der Funke Mediengruppe: „Es ist richtig, Test- und Quarantänevorschriften bei Grenzübertritten aus China verpflichtend vorzusehen, wie es in vielen Ländern der Welt gerade geschieht. Auch Deutschland sollte dies tun - aus Vorsicht.“
Lauterbach sagte, zum jetzigen Zeitpunkt sei eine Gefährdung durch neue Varianten nicht zu erwarten. Bisher tauchten bereits bekannte Varianten auf. Er wollte noch am Freitag mit seinem französischen Amtskollegen „die Angelegenheit intensivst diskutieren“.
Auch Indien, Südkorea und Taiwan verlangen Tests von Besuchern aus China
Auch Japan etwa will von Einreisenden aus China einen negativen Corona-Test bei der Ankunft verlangen, Malaysia gab neue Maßnahmen zur Nachverfolgung und Überwachung des Infektionsgeschehens bekannt. Südkorea und Taiwan verlangen Virustests von Besuchern aus China.
In Südkorea müssen sich ab Montag ebenfalls alle aus dem Nachbarland eingetroffenen Menschen innerhalb eines Tages nach Einreise einem PCR-Test unterziehen. Zudem müssen ab nächstem Donnerstag alle, die aus China anreisen wollen, einen negativen Corona-Test vorweisen können.
Das chinesische Neujahr beginnt am 22. Januar und ist für gewöhnlich die Hauptreisezeit im Reich der Mitte. Am Dienstag hatte China bekanntgegeben, die Ausgabe von Reisepässen erstmals seit dem Beginn der Pandemie wieder aufzunehmen.
RND/AP/dpa