Wie viele Menschen waren wirklich auf der Kundgebung von Wagenknecht und Schwarzer?
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Nach der „Friedenskundgebung“ von Linken-Politikerin Sahra Wagenknecht, Frauenrechtlerin Alice Schwarzer und dem Ex-Brigadegeneral Erich Vad in Berlin kursieren weiterhin unterschiedliche Zahlen zur Größe der Demonstration.
© Quelle: IMAGO/A. Friedrichs
Berlin. Nach der „Friedenskundgebung“ von Linken-Politikerin Sahra Wagenknecht, Frauenrechtlerin Alice Schwarzer und dem Ex-Brigadegeneral Erich Vad in Berlin kursieren weiterhin unterschiedliche Zahlen zur Größe der Demonstration. Während Sicherheitskreise von 13.000 Teilnehmenden sprechen, beharren die Organisatoren auf der Zahl von 50.000 Menschen vor Ort. Verschiedene Beobachterinnen und Beobachter der Demo halten diese Angabe für maßlos übertrieben.
Nach Angaben der Berliner Polizei hatten die Organisatoren der Kundgebung „Aufstand für den Frieden“ 10.000 Menschen zu der Veranstaltung angemeldet. Am Brandenburger Tor hielt Linken-Politikerin Wagenknecht eine Rede, in der sie erneut den Stopp von Waffenlieferungen an die Ukraine forderte und Friedensverhandlungen anmahnte. Ihren Worten lauschten laut RND-Recherchen auch AfD-Politiker und rechtsextreme Akteursgruppen. Anschließend wurde auf der Veranstaltung das vor zwei Wochen veröffentlichte, umstrittene „Manifest für den Frieden“ verlesen. Die Onlinepetition hatten Stand Montagnachmittag rund 698.000 Menschen unterschrieben.
„Aufstand für den Frieden“: Tausende Demonstrierende in Berlin
In Berlin haben am Samstag Tausende Menschen gegen die Lieferung von Waffen an die Ukraine demonstriert.
© Quelle: Reuters
Nach Angaben der Polizei, auf die sich die überwiegende Mehrheit der Medien berufen, sind etwa 13.000 Menschen am Samstag auf die Straße gegangen. Ein Demobeobachter des Webblogs „Volksverpetzer“ kam zu einer ähnlichen Schätzung. Laut eigenen Angaben nutzte der „Volksverpetzer“ ein crowd counting tool, um die Größe der Menge zu bestimmen. „Spiegel“-Redakteurin Ann-Katrin Müller hält die Zahl von 13.000 Teilnehmenden nach ihrer Einschätzung vor Ort für zu hoch gegriffen. Auch nach RND-Beobachtungen waren nicht mehr als 13.000 Menschen auf der Straße.
Gängige Narrative von Verschwörungsideologien
Die beiden Initiatorinnen der Demo, Wagenknecht und Schwarzer, bleiben hingegen bei ihren Angaben – und verteidigen diese zum Teil mit Behauptungen, die gängige Narrative von Verschwörungsideologien bedienen. So veröffentlichte Alice Schwarzer einen Artikel in der „Emma“, in dem sie die Berichterstattung zu der Kundgebung als „dreiste Manipulation der Medien“ bezeichnet. „Wie soll das weitergehen mit solchen Medien, die nicht etwa in einer Diktatur, sondern in einer Demokratie – also relativ freiwillig – in vorauseilender Komplizität mit der Macht die Wahrheit manipulieren?“, steht dort. Die Linken-Politikerin Sahra Wagenknecht bezeichnete die Kundgebung auf Twitter als „Riesenerfolg“ und twitterte dazu: „Versuche, sie kleinzureden oder zu diffamieren, werden nicht funktionieren.“
Zu den wenigen Medien, die die Angaben der Veranstalter aufgreifen, zählt die „Berliner Zeitung“. Die Veranstalterangaben seien nach „Informationen der ‚Berliner Zeitung‘ aus Sicherheitskreisen“ korrekt, heißt es in einem Artikel, der am 25. Februar veröffentlicht wurde. In einem am 26. Februar veröffentlichten Gastbeitrag des Linken-Politikers Alexander King in der Zeitung wird sich bei der Angabe auf Ordneraussagen, Foto- und Videomaterial berufen.
Andere Beobachterinnen und Beobachter wie der Verein Democ sprechen hingegen von mehr als 10.000 Menschen und kritisieren zudem die Verbreitung von Kremlpropaganda und Verschwörungserzählungen.
Linken-Chefin Wissler fordert klare Abgrenzung zu Rechtsradikalen
Im ARD-„Brennpunkt“ am Freitagabend äußerte Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) im Hinblick auf die Veranstaltung ebenfalls scharfe Kritik. Es sei nachvollziehbar, dass man sich Frieden wünsche. Wagenknecht und ihre Unterstützer und Unterstützerinnen wollten jedoch etwas als Frieden verkaufen, was „ein Diktator, ein imperialistischer Diktator, Europa aufzwingt“. Wagenknecht und ihre Unterstützerinnen und Unterstützer betrieben eine „Irreführung der Bevölkerung“.
Linken-Chefin Janine Wissler forderte mit Blick auf die Kundgebung in den Zeitungen der Essener Funke Mediengruppe am Samstag eine klare Abgrenzung zu Rechtsradikalen. Die SPD-Parlamentsgeschäftsführerin Katja Mast sagte in den Funke-Zeitungen dazu: „Halbherzige Distanzierungen reichen nicht.“
Mit Informationen der dpa