Wie Hertha BSC den 1. Teil der Relegation auf und neben dem Platz verbockte
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Herthas Lucas Tousart, Maximilian Mittelstädt und Stevan Jovetic (v.l.) ärgern sich nach dem 0:1 des HSV.
© Quelle: IMAGO/Michael Taeger
Berlin. Den Berliner Fans konnte man am Donnerstagabend wahrlich keinen Vorwurf machen. Über 90 Minuten plus Nachspielzeit hatten sie ihre Mannschaft im Hinspiel der Bundesliga-Relegation lautstark angefeuert – nur gebracht hatte es wenig. 0:1 (0:0) hatten ihre Blau-Weißen gegen den Fußball-Zweitligisten Hamburger SV verloren. Und so feierten die rund 20 000 mitgereisten Gästefans ausgelassen den ersten Schritt zurück in die Erstklassigkeit, während der Hertha-Anhang ernüchtert im Angesicht des nahenden Abstiegs zurückblieb.
Doch nicht nur im Spiel, auch noch danach enttäuschten die Hertha-Profis ihre Fans, als sie es einmal mehr nicht für nötig hielten, sich in der Ostkurve für die Unterstützung zu bedanken. „Da ich immer gleich in die Kabine gehe, bekomme ich so etwas gar nicht mit. Das wundert mich jetzt ein bisschen“, sagte Hertha-Trainer Felix Magath nach der Partie auf den Verzicht seiner Spieler angesprochen. Eine Antwort, die ebenfalls Bände sprach.
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Schon seit einigen Wochen stellt sich der 68-Jährige nicht mehr wirklich schützend vor die Mannschaft. Viel mehr schwingt immer ein Hauch von Sarkasmus mit durch, wenn er über seine Spieler spricht. „Ich kann mir die Spieler ja nicht backen“, sagte er auf den Einsatz seiner Mannen angesprochen. „Es gibt Spieler, die sind zweikampfstark. Und andere sind es eben nicht.“ 41 Prozent Zweikampfquote verdeutlichen: Seine Spieler waren es nicht. Immer wieder kamen die Berliner in den entscheidenden Duellen zu spät.
Entsprechend lautstark formulierte Magath nach der Partie sein Bedauern über das Fehlen des gelbgesperrten Mittelfeldabräumers Santiago Ascacibar, der mit seiner Zweikampf- und Laufstärke im Mittelfeld gefehlt habe. Den Gegentreffer in der 57. Minute hätte aber wohl auch der Argentinier nicht verhindern können. Da waren es Suat Serdar und Lucas Tousart, die Hamburgs Ludovit Reis vom linken Flügel flanken ließen. Dass dessen Hereingabe abrutschte und zum unhaltbaren Torschuss wurde, war für Hertha und Torwart Oliver Christensen, der den verletzten Marcel Lotka vertrat, unglücklich. Die „glücklichere Mannschaft“, wie Magath es beschrieb, war Gegner Hamburg aber nicht.
Herthas Kempf: „Es hat sich nicht ganz so viel geändert“
Das Team von Trainer Tim Walter zeigte zwar keinesfalls ein fehlerfreies Spiel, insgesamt war der Zweitligist aber das viel zielstrebigere Team. Nach dem 1:0 waren die Hanseaten dem zweiten Tor näher als Hertha dem Ausgleich. Weil dies aber nicht fiel, bleibt es vor dem Rückspiel am Montag (20.30 Uhr, Sat.1/Sky) eine enge Kiste. „Mit einem 0:0 hätten wir auch in Hamburg gewinnen müssen. Es hat sich nicht ganz so viel geändert“, fasste Marc-Oliver Kempf die Situation passend zusammen.
Doch wie soll Herthas Offensive mehr Durchschlagskraft entwickeln? „Wir haben heute schonmal angefangen zu üben – und haben jetzt noch drei Tage Zeit weiterzuüben, um offensiv besser zu werden“, so Magath. Eine Aussage, die planlos und resignierend klang. Schwere Zeiten für Herthas Anhang, der am Freitag zumindest ein verspätetes Zeichen des Danks von den eigenen Profis bekam. „Wir möchten uns auf diesem Weg bei euch für die Stimmung im Olympiastadion bedanken“, hieß es in einer Nachricht von Kapitän Dedryck Boyata: „Wir waren wie alle Hertha-Fans nach dem Spiel einfach sehr enttäuscht von uns selbst.“
Von Ronald Tenbusch