Energie Cottbus unter Zugzwang: Die Fans, Jahn Regensburg und Bayern München II machen Mut
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Noch lebt beim FC Energie Cottbus und seinen Fans der Traum vom Aufstieg in die 3. Liga.
© Quelle: IMAGO/Fotostand / Weiland
Cottbus. Den letzten Auftrag für diese Saison gab es im hohen Dezibelbereich. „Auswärtssieg, Auswärtssieg“ donnerte es am Mittwochabend von der Nordwand, der Fantribüne des FC Energie Cottbus hinunter auf den Rasen des heimischen Stadions der Freundschaft. Kurz zuvor hatte der Meister der Fußball-Regionalliga Nordost das Hinspiel um den Drittliga-Aufstieg gegen die SpVgg. Unterhaching mit 1:2 (1:2) verloren. Eine kleine, aber eben vorhandene Hypothek für die Rückpartie am Sonntag (13 Uhr/rbb, BR, Magentasport). „Es ist nur ein Tor“, betonte Energie-Kapitän Axel Borgmann. „Von daher wäre es vermessen, zu sagen, wir schaffen es nicht mehr.“
Claus-Dieter Wollitz: „Muss Elias anders wegfausten“
Dennoch herrschte zunächst einmal Ernüchterung. Kopfschüttelnd und nicht redegewillt stapfte Elias Bethke nach dem Spiel durch die Interviewzone. Der 20 Jahre junge Torhüter, der aus Brieselang (Havelland) stammt, wusste natürlich auch, dass er trotz einer insgesamt guten Leistung seinen Anteil an der Niederlage hatte. Vor dem 1:2, ein durch Mathias Fetsch abgefälschter Schuss von Simon Skarlatidis (37.), hatte Bethke eine Flanke nicht ausreichend entschärft. „Da muss Elias vielleicht den Ball anders wegfausten“, sagte Cottbus-Coach Claus-Dieter Wollitz, dessen Elf nach dem ersten Führungstor der Hachinger (Niclas Anspach/6.) durch einen von Jonas Hildebrandt verwandelten Handelfmeter zwischenzeitlich ausgeglichen hatte (14.).
Am Ende setzte sich der Regionalliga-Bayern-Meister verdient durch. Die Gäste agierten stabiler und strukturierter, Energie brachte die eigenen Qualitäten zu wenig auf den Platz und konnte die große Unterstützung der Fans nicht nutzen. 17.580 Zuschauende sorgten für eine tolle Kulisse, die auch Sandro Wagner beeindruckte. Der frühere Bundesliga-Profi und Ex-Nationalstürmer kennt zwar aus seiner aktiven Zeit stimmungsvolle Atmosphären, als Haching-Trainer jedoch erlebte er erst vier Matches vor mehr als 4000 Fans. Im Schnitt kamen diese Saison rund 2500 Interessierte zu den Heimspielen der Rand-Münchner. Am Sonntag wird der Alpenbauer Sportpark mit etwa 15.000 Zuschauenden ausverkauft sein. Auf Bitten von Energie wurde das offizielle Gästekontingent, das eigentlich nur 10 Prozent ausmacht, auf 2575 Tickets erhöht. Aber es werden weit mehr Cottbuser Anhänger auf den Rängen sein, wie Wagner weiß. An den vergangenen Tagen habe er außergewöhnlich viele Menschen mit ostdeutschem Dialekt an der Geschäftsstelle seines Clubs bemerkt. „Wir werden sicherlich zwei Auswärtsspiele haben“, sagte er mit Blick auf die Stimmungshoheit.
Sandro Wagner: „Da haben schon manche ich dritte oder vierte Hüfte“
Wagner zeigte sich beeindruckt von dem Zusammenhalt und Stärke der FCE-Fans, als „sensationell“ bezeichnete er sie. Beim Gang Richtung Kabine nach dem Spiel am Mittwoch zog er vor der Nordwand sogar den Hut, wollte das als respektvolle Geste verstanden wissen, was bei dem einen oder anderen in dem Moment aber als Provokation aufgefasst wurde.
Währenddessen war im Hachinger Block gejubelt worden. Nur wenige hundert Unterstützer waren mitgereist. „Wir haben viele coole, coole Fans, auch junge. Aber auch viele ältere, da haben schon manche die dritte oder vierte Hüfte – und ich hoffe, dass die noch mal die Hüften richtig ins Schwingen bekommen am Sonntag, dass wir da einigermaßen dagegenhalten können.“
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Für Wagner wird es der letzte Akt als Coach von Unterhaching werden. Seit März ist sein Abschied bekannt. Zu seiner Zukunftsplanung möchte er sich erst nach den Drittliga-Playoffs äußern. Womöglich bestätigte er aber bereits am Mittwoch mit einem kleinen Detail, dass es ihn, wie wenige Stunde zuvor vom „Kicker“ berichtet, zum FC Liefering in die 2. österreichische Liga zieht. Vor dem Duell mit Cottbus ging Wagner zur Hachinger Bank und hielt dabei eine Red-Bull-Dose in der Hand. Zum Beispiel auf einem Foto mit Wollitz zu sehen. Das Spannende daran: Der FC Liefering ist ein Farmteam des österreichischen Top-Clubs RB Salzburg und damit Teil des Red-Bull-Kosmos. Sonst war Wagner in der Vergangenheit eher mit der Wasserflasche am Spielfeldrand zu sehen. Das subtile Dosen-Detail könnte zu seiner smarten und öffentlichkeitswirksamen Art passen – allerdings auch, um vielleicht bewusst eine falsche Fährte zu legen.
Beim FC Energie Cottbus sind sie derweil auf Spurensuche, um den bestmöglichen Plan für das Rückspiel zu finden. Kapitän Borgmann zeigte sich optimistisch. „Das ist nicht der erste Rückschlag, den wir bekommen. Und es wäre nicht das erste Mal, dass eine Mannschaft am Ende des Tages aufsteigt, wenn sie das Hinspiel verloren hat.“ In der seit 2013 bestehenden und so viel kritisierten Relegation für die 3. Liga gelang das Jahn Regensburg (2015/16) und Bayern München II (2018/19) – jeweils gegen den VfL Wolfsburg II. Sie drehten den Spieß allerdings zu Hause um. Cottbus derweil braucht nun nicht nur auf den Rängen, sondern auch auf dem Rasen einen: „Auswärtssieg, Auswärtssieg.“
MAZ