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Relegation zur 3. Fußball-Liga

„Wenn ,Pele’ Wollitz zu Claus-Dieter wurde, war das kein gutes Zeichen“

Immer am Anschlag: Cottbus-Trainer Claus-Dieter Wollitz wie er leibt und lebt.

Immer am Anschlag: Cottbus-Trainer Claus-Dieter Wollitz wie er leibt und lebt.

Cottbus. Die bisherige Saison, da machen sie in Cottbus keinen großen Hehl draus, war die Ouvertüre. Die Meisterschaft in der Fußball-Regionalliga Nordost und der märkische Landespokalsieg am vergangenen Wochenende – sie waren nur Zwischenschritte auf dem Weg zum echten Ziel, dem Aufstieg in die 3. Liga.

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Um dies zu schaffen, muss der FC Energie sich in den beiden anstehenden Relegationsspielen gegen die SpVgg Unterhaching, den Meister der Regionalliga Bayern, durchsetzen. Das Hinspiel (7. Juni, 20.30 Uhr/rbb, BR und Magentasport) findet in der Lausitz statt, wo ein mit mehr als 20.000 Zuschauern ausverkauftes Stadion der Freundschaft erwartet wird. „Wir wissen, wie sich eine so große Kulisse anfühlt. Das Stadion wird ein Hexenkessel sein“, schickte Cottbus-Coach Claus-Dieter Wollitz bereits einen kleinen Gruß an den bayerischen Kontrahenten um Trainer Sandro Wagner.

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Überhaupt standen bei einem Aufstiegsduell um die 3. Liga wohl selten zuvor die beiden Übungsleiter so sehr im Vordergrund wie in dieser Saison. Der 57-jährige Wollitz auf der einen Seite, der 35-jährige Wagner auf der anderen. Beide hatten eine bewegte Karriere als Spieler, feierten Erfolge und hielten schon während der aktiven Zeit selten mit ihrer Meinung zurück. „Beide sind sehr emotionale Typen und können eine Mannschaft so packen“, sagt auch Markus Brzenska. Der 39-Jährige, der zwischen 2009 und 2014 insgesamt 70 Zweitligaspiele für den FC Energie bestritt, kennt beide.

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Mit Wagner spielte Brzenska, der inzwischen Co-Trainer bei Viktoria Köln ist, einst beim MSV Duisburg zusammen. „Er war damals ein ganz junger Spieler, kam frisch vom FC Bayern“, erzählt Brzenska und erinnert sich an einen besonderen Typen: „Er war wild und frech – man musste ihn im Training schon mal zurechtweisen. Er war ein kleiner Klassenclown, allerdings nie respektlos. Ich mochte ihn.“ Es dauerte, ehe Wagner seinen Platz im Profifußball so richtig fand. In Duisburg, Bremen, Kaiserslautern und bei Hertha BSC war er kein Leistungsträger, erst bei Darmstadt 98, mit Ende 20, machte er einen Sprung.

Wagner? „Keinen Kopf darüber gemacht, was andere darüber denken“

„Er ging dann zu Hoffenheim, spielte noch mal mehrere Jahre beim FC Bayern und sogar in der Nationalmannschaft. Ich hätte nicht gedacht, dass seine Karriere hinten raus noch mal so einen Schub nimmt“, sagt Brzenska, „vor allem hat er immer seine Meinung gehabt und diese auch geäußert. Er hat sich keinen Kopf darüber gemacht, was andere darüber denken.“ Ein Wesenszug, von dem sich Fußballfans bei Wagner Woche für Woche auch als TV-Experte von Dazn überzeugen können.

Auch Wollitz steht als Spieler wie als Trainer dafür, das Herz auf der Zunge zu tragen. „,Pele’ ist nicht immer einfach. Er ist sehr emotional, manchmal auch etwas drüber“, weiß Brzenska und erinnert sich: „Nach Spielen hat er eigentlich immer mit den Spielern abgeklatscht. Doch wenn wir verloren hatten und er sauer war, dann gab er uns ganz förmlich die Hand. Dann wusste man: Da steht nicht ,Pele’, sondern Claus-Dieter – und das war kein gutes Zeichen.“

Dennoch sei die Zeit in Cottbus „überragend“ gewesen und Wollitz die wichtigste Figur beim FC Energie: „Er hat damals gemeinsam mit Präsident Ulrich Lepsch den Verein auf seinen Schultern getragen. Seit Lepsch nicht mehr da ist, habe ich das Gefühl, dass er sogar noch mehr Leitfigur sein muss als früher.“ Dabei seien auch öffentliche Ablenkungsmanöver ein gern eingesetztes Mittel, um den Verein zu schützen: „Er macht gerne mal öffentliche Nebenkriegsschauplätze auf, um Druck vom Team zu nehmen und eine ,Alle- gegen-uns’-Stimmung zu erzeugen, die er dann nutzt, um das Team zu pushen“, erzählt Brzenska.

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Kurzer Schlagabtausch zwischen Bossen von Cottbus und Unterhaching

In eine solche Richtung darf es auch interpretiert werden, wenn Wollitz wiederholt und lautstark den DFB für das Fehlen eines direkten Aufstiegsrechts für den Nordost-Meister kritisiert. Wollitz bezeichnete die Aufstiegsspiele zuletzt als „schwachsinnig“. Und auch der kurzzeitige Schlagabtausch der Cottbuser mit der Vereinsführung von Unterhaching dürfte nicht ganz so wild gewesen sein, wie es die Beteiligten kurzzeitig erschienen ließen. Wollitz und auch Energie-Präsident Sebastian Lemke hatten die Bayern öffentlich angezählt, weil diese nach dem Gewinn der Meisterschaft in Bayern nicht klar kommunizieren wollten, ob sie auch zu den Relegationsspielen antreten würden oder aus wirtschaftlichen Gründen den zweitplatzierten Würzburger Kickers den Vorrang lassen.

Mittlerweile sind die Wogen wieder geglättet und die SpVgg ist mit Trainer Wagner, der den Club nach der Saison auf jeden Fall verlassen wird, auf dem Weg in die Lausitz. Markus Brzenska drückt auf jeden Fall Cottbus die Daumen und freut sich auf eine Relegation mit „zwei Trainern, die schon dafür sorgen werden, dass es ein spannendes Duell wird“.

MAZ

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