Merlin Röhl über sein Bundesligadebüt, Nationalspieler Kevin Schade und den Blick auf Babelsberg 03
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Die meisten Spiele in dieser Saison absolvierte Merlin Röhl (am Ball) für die Reserve des SC Freiburg in der 3. Liga.
© Quelle: IMAGO/Nico Herbertz / MSV Duisburg
Freiburg/Potsdam. Wenn der SC Freiburg am 26. Spieltag (15.30 Uhr/Sky) in der Fußball-Bundesliga Hertha BSC zu Gast hat, wird auch ein Potsdamer dabei sein – aber beim Heimteam. Merlin Röhl steht seit Saisonbeginn in Diensten des Sportclubs, gab vor drei Wochen gegen Gladbach sein Bundesliga-Debüt. Auf den Spuren von Neu-Nationalspieler Kevin Schade will der 20-Jährige sich beweisen – beim DFB und im Breisgau.
Wie waren die Tage bei der U20-Nationalmannschaft?
Merlin Röhl: Das macht immer total viel Spaß. Man sieht das Niveau der anderen Spieler, auch im internationalen Vergleich, und kann schauen, wo man selbst steht. In Italien hatten wir sogar ein paar Tage Aufenthalt, konnten ein wenig die Gegend erkunden.
Der DFB versucht gerade, die Verbindung zwischen U-Nationalmannschaften und A-Kader zu stärken. Sorgt das für zusätzliche Motivation?
Das betraf ja vor allem die U21, die gemeinsam mit der Nationalelf Essen war. Wir waren im Ausland unterwegs und haben davon nicht so viel mitbekommen. Wir sind aber auch so motiviert.
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Mit dem Ex-Babelsberger Kevin Schade hat gerade ein Spieler sein A-Debüt gefeiert, dessen Weg viele Parallelen zu Ihrem aufweist. Wie sehr verfolgen Sie das?
Ich schaue da schon drauf. Wir kannten uns schon ein wenig aus der Zeit beim SV Babelsberg. Es war dann natürlich ganz lustig, ihn in Freiburg wiederzutreffen. Ich freue mich, dass er eingeladen wurde und auch direkt ein Tor vorbereiten konnte.
Hat er Ihnen bei Ihrem Start in Freiburg im Sommer helfen können?
Er war auch ein Anlaufpunkt. Wobei er seit dem Winter ja nicht mehr in Freiburg ist. Grundsätzlich brauchte es dort aber gar keine Einzelnen, weil ich dort wirklich von allen gut aufgenommen wurde. Da wird immer viel drüber gesprochen, aber es stimmt: In Freiburg sind wir eine große Familie.
So wie Sie es schon vom SV Babelsberg 03 kannten?
Bei Babelsberg war es zwar ähnlich. Das lässt sich aber nur schwer vergleichen, weil die Strukturen in Freiburg viel größer sind. Ich weiß nicht, ob es beim SV Babelsberg auch noch so familiär wäre, wenn der Club annähernd so groß wäre.
Gegen Gladbach durften Sie Ihr Erstligadebüt feiern. Wie fühlt es sich an, Bundesligaspieler zu sein?
Es hat mich natürlich total gefreut. Es braucht aus meiner Sicht aber mehr als einen Einsatz, um sich wirklich Bundesligaspieler nennen zu dürfen. Es ist aber mein Ziel. Deshalb bin ich zum SC Freiburg gewechselt.
Gibt es eine Szene oder einen Eindruck, der vom Debüt ganz besonders hängen geblieben ist?
Gleich in meiner ersten Aktion war ich gegen Gladbachs Manu Koné im Zweikampf. Ich stand mit dem Rücken zum Tor und er näherte sich von hinten. Ich sah im Augenwinkel seinen Fuß rechts und wollte mir den Ball links vorbei legen. Da war aber schon sein anderes Bein und der Ball war weg. Ich habe etwas glücklich den Foulpfiff bekommen. Ich habe mir die Szene anschließend noch oft angeguckt. Es hat mir gezeigt, wie viel schneller der Fußball in der Bundesliga ist.
Gucken Sie sich viele Szenen nach dem Spiel noch häufiger an?
Das gehört natürlich zur Nachbereitung eines Spiels dazu. Ich bin aber auch jemand, der erst schlafen kann, wenn er gewisse Szenen noch mal gesehen und erneut durchgespielt hat.
Stehen Sie lieber gegen Aue in der 3. Liga über 90 Minuten auf dem Spielfeld oder Im Europa-League-Achtelfinale gegen Juventus Turin im Kader – ohne eingesetzt zu werden?
Die Mischung macht’s. Die Drittligaspiele mit Freiburg II geben mir Spielzeit und Wettkampfhärte. Darüber konnte ich mich für den Bundesligakader empfehlen. Wenn man viele Spiele dann nur auf der Bank sitzt, spürt man, dass körperlich etwas fehlt. Dann frage ich auch mal nach, ob ich wieder mal in der Zweiten spielen kann, um diese Wettkampfhärte wieder zu erlangen.
Merlin Röhl: „Mein Lieblingsverein ist zu 100 Prozent der SV Babelsberg“
Welche Rolle nimmt Trainer Christian Streich ein? Wie viel direkten Kontakt hat man als junger Spieler mit ihm und was macht ihn aus?
Christian Streich gibt schon im Training regelmäßig Feedback. In gewissen Abständen gibt es aber auch längere Gespräche, wo er genau aufzeigt, was gut und was nicht so gut läuft. Er identifiziert sich komplett mit dem SC Freiburg und Fußball insgesamt. Er hat zudem ein sehr gutes Gespür für die Menschen und die verschiedenen Charaktere. Er weiß, wie er den Spieler nehmen muss.
Wie muss man Merlin Röhl nehmen?
Ich bin sehr flexibel und komme eigentlich mit jedem Trainer gut zurecht. Ich brauche jedoch sehr viel Input. Schon immer war ich sehr wissbegierig und wollte immer wieder neue Dinge lernen. Wenn ich diesen Input nicht bekäme, wäre ich wohl unzufrieden. Aber das ist hier zum Glück überhaupt nicht der Fall.
Am Samstag kommt Hertha BSC nach Freiburg. Ein besonderes Spiel?
Nein, das ist ein Spiel wie jedes andere. Wobei für mich aktuell noch jedes Spiel in der Bundesliga etwas Besonderes wäre. Wenn es um Berlin geht, halte ich aber eher mit Union.
Ist Union auch Ihr Lieblingsclub?
Nein. Mein Lieblingsverein ist zu 100 Prozent der SV Babelsberg. Ich bin ein Babelsberger Junge und hänge sehr an dem Verein. Ich stand früher sogar im Karl-Liebknecht-Stadion in der Kurve. Ich hoffe, dass sie auf Sicht den Weg zurück in die 3. Liga finden. Dann würde ich mich für ein Spiel im „Karli“ auch noch mal freiwillig für die zweite Mannschaft melden (lacht).
Gibt es denn noch einen direkten Draht zu 03?
Ich verfolge das Geschehen aus der Ferne noch genau. Mit meinem Jugendtrainer Matthias Boron schreibe ich noch regelmäßig. Ein Spiel zu besuchen, klappt durch meinen parallelen Spielkalender aber nicht. Ich bin zwei, drei Mal im Jahr in Potsdam. Dann bin ich bei meiner Familie und genieße dort in Ruhe das Miteinander.
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Wie die Zeit vergeht: Merlin Röhl als Jugendspieler des SV Babelsberg 03.
© Quelle: SV Babelsberg 03
Ihr ehemaliger Mitspieler Ben Krone, der mittlerweile bei Babelsberg 74 spielt, hat drei Attribute verraten, die er mit Ihnen in Verbindung bringt. Nummer eins ist „Techniker“.
Man kann Techniker unterschiedlich definieren. Es ist eine meiner Stärken, im engen Raum unter Druck Lösungen zu finden. Dafür braucht es eine gute Ballverarbeitung. Tricks und Kabinettstückchen sind jetzt eher nicht meine Stärke.
Dann nannte er Sie einen „Kämpfer“. Wie passt das zusammen?
Auch wenn man es mir heute nicht mehr ansieht, in der Jugend war ich immer eher kleingewachsen. Ich musste mich daher stets durchbeißen. Gegen ein bis zwei Jahre ältere Gegenspieler war ich körperlich immer unterlegen und habe dennoch keinen Zweikampf verloren gegeben. Ich bin sehr zäh. Das muss man aber auch sein, sonst setzt man sich auf dem Weg zum Profi nicht durch.
Und dann sagte er, Sie seien eine „Frohnatur“. Stimmt das?
Ich bekomme das häufiger gesagt. Gerade wenn es um Fußball geht, habe ich immer ein Grinsen im Gesicht. Deshalb hatte ich in Babelsberg und Ingolstadt auch den Spitznamen „Grinsebacke“. Ich versuche immer, positiv zu sein, und freue mich, wenn ich Fußball spielen darf.
Wenn wir ein Jahr vorausschauen. Welche Entwicklung würde Sie froh machen?
Ein Jahr ist eigentlich zu kurz. Wir bekommen auch hier in Freiburg immer wieder vermittelt, dass es mehr Sinn macht, langfristig zu denken. In drei bis vier Jahren will ich mich gerne so wohlfühlen wie aktuell und für den SC Freiburg in der Bundesliga so viele Spiele wie möglich machen.
MAZ