Folgen der Energiekrise

Das Handwerk blickt pessimistisch in die Zukunft

Arbeiter bauen ein Gerüst auf einer Brücke über den Main in Frankfurt.

Arbeiter bauen ein Gerüst auf einer Brücke über den Main in Frankfurt: Der Bau blickt besonders pessimistisch in die Zukunft.

Berlin. Deutschlands Handwerksbetriebe blicken pessimistisch wie lange nicht mehr in die eigene Zukunft. Nur noch zehn Prozent der Betriebe erwarten eine bessere Geschäftsentwicklung in den nächsten Monaten, während beinahe viermal so viele von einer Verschlechterung ausgehen (39 Prozent). Der Geschäftsklimaindikator für das Handwerk, der Lage und Erwartungen bündelt, brach von 126 auf 97 Punkte ein. Die Zahlen gehen aus dem Konjunkturreport des Zentralverbands des Deutschen Handwerks (ZDH) hervor, der dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND) vorliegt.

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Zwar zeigte sich die Geschäftslage trotz schwieriger Rahmenbedingungen im 3. Quartal einigermaßen robust. Allerdings fielen die Bewertungen in allen Gewerbegruppen schlechter aus als vor einem Jahr. Vor allem in den konsumnahen Handwerksbereichen ist die Stimmung bereits jetzt mies. Bei den Lebensmittelhandwerken meldeten sogar mehr Betriebe schlechte (34 Prozent) als gute Geschäfte (24 Prozent). Stark gestiegene Energiepreise und hohe Einkaufspreise für Rohstoffe führten bei Bäckern, Fleischern und Konditoren zu deutlich steigenden Absatzpreisen, die vor dem Hintergrund realer Einkommenseinbußen nicht alle Kundinnen und Kunden mittrugen. Ähnlich war die Situation bei den privaten Dienstleistern im Handwerk, wo die Geschäftslage allerdings per saldo noch knapp positiv bewertet wurde.

Weiterhin überwiegend zufrieden zeigten sich hingegen die Bau- und Ausbau-Handwerke sowie die für den gewerblichen Bedarf. Die Bautätigkeit ging zwar auf hohem Niveau etwas zurück, reichte allerdings noch immer aus, um die betrieblichen Kapazitäten gut auszulasten.

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Deutsche Wirtschaft trotz Inflationssorge robust
ARCHIV - 11.08.2021, Nordrhein-Westfalen, Bad Oeynhausen: ILLUSTRATION - Ein älterer Mann sitzt an einem Tisch und zählt Geld. Nach den Beschlüssen zur Kostenentlastung von Autofahrern und Nutzern des öffentlichen Nahverkehrs werden Forderungen nach mehr Unterstützung für andere Gruppen laut. (zu dpa «DGB und Union: Auch Rentner und Studenten brauchen Entlastung») Foto: Lino Mirgeler/dpa +++ dpa-Bildfunk +++

Die Stimmung der deutschen Wirtschaft hellt sich trotz des Kriegs in der Ukraine überraschend weiter auf.

Dafür ist der Ausblick der Baubetriebe besonders düster: Die Geschäftserwartungen für das kommende Jahr fallen deutlich schlechter aus als in der Finanz- und Wirtschaftskrise von 2008/2009. Auch der Lebensmittelbereich und das persönliche Dienstleistungsgewerbe blicken mit wenig Optimismus auf die kommenden Monate.

Wollseifer: „Eine solche Situation hatten wir in den letzten 15 Jahren nicht.“

„Es macht mir große Sorge, dass ausgerechnet der Bau- und Ausbaubereich, der bislang ein Stabilitätsanker des Handwerks und der Wirtschaft insgesamt war, extrem negativ auf das neue Jahr blicken“, sagte Handwerkspräsident Hans Peter Wollseifer dem RND. „Für ein paar Monate wird der Auftragsbestand am Bau und im Ausbau noch reichen. Vielleicht bis März oder April. Aber dann fängt es an, wirklich flau zu werden“, so Wollseifer weiter. „Eine solche Situation hatten wir in den letzten 15 Jahren nicht.“

Auch die Beschäftigung im Handwerk zeigt sich wieder rückläufig. Nachdem der Beschäftigungsindikator mit plus 4 Punkten im 3. Quartal 2021 noch einen Beschäftigungsaufbau signalisierte, zeigte er im Herbst 2022 mit minus 2 Punkten einen leichten Rückgang an. Die Mehrzahl der Handwerksbranchen hat im Berichtsquartal per saldo an Beschäftigung verloren. Ein leichtes Beschäftigungsplus gab es allein in den Ausbau- und Gesundheitshandwerken. Lebensmittel- und private Dienstleistungsgewerke verloren hingegen deutlich an Beschäftigung. Grund dafür waren allerdings weniger die schlechten Aussichten, als vielmehr fehlende Fachkräfte und Auszubildende, um offene Stellen zu besetzen.

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Einen grundsätzlichen Rückgang bei der Beschäftigung erwartet Wollseifer trotz der aufziehenden Krise nicht. „Der Fachkräftemangel ist so groß, dass selbst eine anderthalbjährige Krise kaum zu Entlassungen im großen Umfang führen wird“, sagte er. „Die Unternehmen werden ihr Personal um jeden Preis behalten – schon allein, um durchstarten zu können, wenn die Konjunktur wieder anspringt.“ Massenentlassung habe es auch in den zurückliegenden Krisen im Handwerk nie gegeben.

Wollseifer forderte die Bundesregierung auf, die steigenden Lohnzusatzkosten zu begrenzen. „In den vergangenen Jahren haben wir immer darauf gepocht, dass die Lohnzusatzkosten nicht über 40 Prozent als absoluter Schmerzgrenze für unsere Betriebe und ihre Beschäftigten steigen dürfen. Jetzt machen wir einen Riesensprung über diese Hürde“, kritisierte er. „Deutschland ist jetzt schon Vizeweltmeister bei den Belastungen und Lohnabzügen. Die 40-Prozent-Grenze bei den Lohnzusatzkosten muss eingehalten werden“, so der Handwerkspräsident.

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