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Insolvente Warenhauskette

Interessent zieht Angebot zurück: Das Zittern um Galeria geht weiter

Das Logo von Galeria an der Schaufensterfront an der Hauptwache in Frankfurt. Wie geht es weiter mit Galeria Karstadt Kaufhof?

Das Logo von Galeria an der Schaufensterfront an der Hauptwache in Frankfurt. Wie geht es weiter mit Galeria Karstadt Kaufhof?

Das Ringen um die Zukunft von Galeria Karstadt Kaufhof (GKK) mit 17.400 Beschäftigten geht weiter. Nachdem sich ein Interessent für 47 Filialen der insolventen Warenhauskette gefunden hatte, zieht dieser nun sein Angebot zurück. „Die Gerüchte über viel weitergehende Schließungen und die in diesem Zusammenhang in den letzten Tagen für uns deutlich gewordene Konfliktlage führen zu veränderten Rahmenbedingungen, die für uns nicht akzeptabel sind“, begründete Markus Schön, Chef des Onlinehändlers buero.de, gegenüber der Deutschen Presse-Agentur den Schritt.

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Schön bezieht sich damit auf einen Medienbericht, wonach bis zu 90 Kaufhäuser geschlossen werden sollen, berichtete die „Lebensmittelzeitung“ unter Berufung auf ein internes Schreiben. Derzeit gibt es 131 Filialen in 97 Städten. Der Konzern hatte im Herbst Insolvenz angemeldet und Rettung durch ein sogenanntes Schutzschirmverfahren gesucht. Galeria-Chef Miguel Müllenbach kündigte an, dass das Filialnetz „um mindestens ein Drittel“ reduziert werden müsse.

Galeria nennt noch keine Details

Am Mittwoch teilte das Unternehmen mit, dass es ein erstes Übernahmeangebot für eine Reihe von Filialen gebe – und dass man noch vor Weihnachten weitere Angebote von anderen Interessenten erwarte. „Mit allen Interessenten, die sich für Engagements an unseren Standorten interessieren, gibt es Gespräche“, sagte ein Galeria-Sprecher auf RND-Anfrage. „Einige Gespräche haben bereits stattgefunden.“ Aus Gründen der Vertraulichkeit äußere sich der Konzern weder zu den Interessenten noch zu den Gesprächsinhalten. Auch zu den Standorten gab er keine Stellungnahme ab.

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„Die Beschäftigten von Galeria Karstadt Kaufhof, die in der Vergangenheit bereits auf viel Geld verzichtet haben, um ihre Arbeitsplätze zu retten, sind derzeit hochgradig verunsichert“, sagte Verdi-Vorständin Stefanie Nutzenberger. „Wenn jetzt kurz vor Weihnachten ein Interessent von Standorten abspringt, wird diese Verunsicherung noch einmal zusätzlich verstärkt.“

Verdi will Arbeitsplätze und Standorte erhalten

Die Gewerkschaft hatte bereits angekündigt, um „jeden Arbeitsplatz“ zu kämpfen und pocht auf tarifliche Absicherungen. „Wir erwarten, dass endlich ein Zukunftskonzept für digital-stationäre Warenhäuser vorgelegt wird, das diesen Namen auch verdient“, so Nutzenberger. „Und es ist höchste Zeit, dass die notwendigen Investitionen in die Filialen fließen.“ Das gehöre zur Verantwortung des Galeria-Eigentümers René Benko. Es dürfe nicht darum gehen, wie viele Menschen in die Arbeitslosigkeit entlassen und wie viele Standorte geschlossen würden – sondern darum, Arbeitsplätze und Standorte zu erhalten.

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Handelsexperte Thomas Roeb ist jedoch pessimistisch, was die Zukunft der angeschlagenen Warenhauskette angeht. „Wenn von 130 Filialen 90 schließen sollen, ist die Frage, wie die übrigen überlebensfähig sein sollen“, sagte er dem RND. Das sei schon der Fall, wenn beispielsweise 60 oder 70 schließen würden. „Es braucht eine kritische Masse an Standorten“, ist Roeb überzeugt. Werde diese unterschritten, sei es für die Kette „unmöglich“, zu überleben.

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Linken-Chefin Wissler: Hiobsbotschaft für die Beschäftigten

Auch die Linkspartei hat sich in die Debatte eingeschaltet. „Während sich René Benko mit seinen Filetgrundstücken und Immobilien die Taschen mit Geld vollstopft, lässt er die Beschäftigten der Kaufhauskette Galeria Kaufhof erneut vor die Wand laufen“, sagte die Parteivorsitzende Janine Wissler dem RND. „Für viele Angestellten ist das eine Hiobsbotschaft in der Weihnachtszeit, die existenzielle Folgen für sie und die vielen Standorte haben könnte“, so die Linken-Politikerin.

So sah es einstmals aus - das 1907 eröffnete Hotels "Adlon" in Berlin (undatierte Aufnahme). Einst nächtigten hier Berühmtheiten wie John D. Rockefeller, Theodor Roosevelt, Thomas Mann und Charles Chaplin. Kurz nach Kriegsende 1945 wurde das Haus durch ein Feuer zerstört, doch schon bald soll es wieder Gäste aus aller Welt beherbergen: Im Juni 1997 wird das traditionsreiche Hotel Adlon Berlin (Kempinski) am Pariser Platz in unmittelbarer Nähe des Brandenburger Tores wiedereröffnet. Insgesamt 337 Gästezimmer, davon 263 Deluxe-Zimmer, zwei Behinderten-Zimmer, 40 Residenz-Zimmer für Gäste mit längerem Aufenthalt, 35 Adlon-Suiten und zwei Präsidenten-Suiten stehen den Besuchern dann offen. [dpabilderarchiv]

Warum Felix Adlon nicht länger nur Gast im Berliner Luxushotel sein will

Der Ururenkel des Adlon-Erbauers, Lorenz Adlon, kämpft vor Gericht um seine Anteile an der Berliner Luxusherberge. Weil die Hoteleigner zur Nazi-Zeit Mitglieder der NSDAP waren, wurden sie von den Sowjets nach 1945 enteignet. Felix Adlon sieht seine Familie zu Unrecht als Nazi-Sympathisanten eingestuft.

Mehrere Milliarden seien in die Galeria-Rettung geflossen, Beschäftigte hätten auf Löhne verzichtet und müssten nun erneut um ihre Arbeit bangen. „Es ist eine bittere und zutiefst ungerechte Tragödie“, sagte Wissler. Zeitgleich lasse Benko mit seiner Signa-Holding „jegliches tragfähiges Konzept“ zur Rettung der Filialen vermissen. Um Standorte zu sichern, müsse nun schleunigst die Rechtmäßigkeit des Handelns Benkos geprüft werden. „Finanzielle Hilfen müssen aus den Gewinnen der verantwortlichen Holding-Eigner umverteilt werden“, forderte Wissler.

Mit dpa-Material

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