Australien: gefährliche Agakröten auf dem Vormarsch Richtung Sydney
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Seit sie in den 1930ern als Waffe gegen den Zuckerrohrkäfer eingeführt wurden, richten Agakröten großen Schaden in Australiens Ökosystemen an.
© Quelle: Pixabay
Agakröten sind in Australien gefürchtete Tiere. Obwohl auf dem fünften Kontinent einige der gefährlichsten Tiere der Welt leben, darunter Trichternetzspinnen, Taipane und die hochgiftigen Würfelquallen, erschaudern die meisten Australierinnen und Australier, wenn sie die Amphibie mit ihren Glupschaugen zu Gesicht bekommen. Letzteres liegt daran, dass die Kröten bereits extremen Schaden an der einheimischen Fauna angerichtet haben. Ihr Vormarsch in neue Regionen soll deswegen mit allen Mitteln aufgehalten werden.
Die Kröten wurden einst in den 1930ern als Waffe gegen den Zuckerrohrkäfer von Hawaii nach Australien eingeführt. Doch die gut gemeinte Schädlingsbekämpfung geriet außer Kontrolle. Inzwischen hat die Kröte, die Drüsen mit einem starken Gift besitzt, das selbst beim Menschen die Herzschlagfrequenz und den Blutdruck erhöht und unter Umständen leichte Halluzinationen auslösen kann, vor allem die tropischen Regionen im Norden des Landes überrannt. Besonders hat der Kakadu-Nationalpark gelitten, in dem ein Drittel aller australischen Vogelarten lebt, etwa Papageien, Reiher, Störche, Gänse und Emus – aber auch unzählige Reptilien, Kängurus und Dingos.
Per Anhalter unterwegs
Im September wurde nun eine Kolonie der giftigen Eindringlinge in Mandalong in der Nähe des Lake Macquarie rund eine Autostunde nördlich von Sydney entdeckt. Letztere hat den australischen Bundesstaat New South Wales in Alarmbereitschaft versetzt. Zwar ist es nicht ungewöhnlich, dass sich immer mal wieder ein oder zwei Agakröten in Lastwagen schwindeln und an überraschenden Orten auftauchen, doch laut Landwirtschaftsminister Dugald Saunders deutet die Größe der Kolonie darauf hin, dass „es in der Gegend noch viel mehr geben könnte“.
Grundsätzlich ist es möglich, einen solchen Ausbruch zu bekämpfen und den Vormarsch der Kröten auszubremsen. Was die Kröten jedoch zu einem so gefährlichen Gegner macht, ist ihre Fortpflanzungsfähigkeit: Weibliche Kröten können zwischen 8000 und 35.000 Eier auf einmal legen, und zwar gleich zweimal pro Jahr. Die Kröten wachsen sehr schnell und können in warmem Klima schon innerhalb eines Jahres ausgewachsen sein.
Widerstandsfähige Gegner
Sie sind extrem resistent und können selbst den Verlust von 50 Prozent ihrer Körperflüssigkeit überleben. Als Allesfresser haben sie zudem einen breit gefächerten Speiseplan und nehmen anderen einheimischen Tieren Nahrung weg. Andere Tiere, die die Kröte fressen, sterben meist an ihrem Gift. Hunde verenden normalerweise innerhalb von 20 Minuten, wenn sie eine der Kröten fressen.
Die Kröten sind nur eine der zahlreichen Gefahren für die australischen Ökosysteme. In den letzten Jahren hat die Tierwelt Australiens unter Naturkatastrophen, Rodungen, Wildkatzen und den Auswirkungen der Klimakrise gelitten. Die Brände, die im „schwarzen Sommer“ 2019 bis 2020 über den Süden und Südosten hinwegfegten, töteten oder vertrieben nach Schätzungen des World Wide Fund for Nature (WWF) rund drei Milliarden Tiere: 143 Millionen Säugetiere, 2,46 Milliarden Reptilien, 181 Millionen Vögel und 51 Millionen Frösche.
Miserable Bilanz beim Artenschutz
Australien hat weltweit eine der schlechtesten Bilanzen beim Artenschutz. Im Bericht „State of the Environment 2021“, den die frühere Regierung zurückgehalten hatte und der erst im Juli dieses Jahres von der im Mai neu gewählten Labor-Regierung veröffentlicht wurde, heißt es, dass Australien mehr Säugetierarten verloren hat als jeder andere Kontinent. 39 Säugetierarten sind seit der britischen Besiedlung des Kontinents 1788 verschwunden.
Vergangene Woche kündigte die aktuelle Regierung nun aber einen Zehnjahresplan an, der verhindern soll, dass weitere Arten im Land aussterben. Dieser Plan sieht vor, die am stärksten bedrohten Pflanzen- und Tierarten zu schützen. Dazu gehört laut Umweltministerin Tanya Plibersek auch, bis 2030 mehr als 30 Prozent der australischen Landmasse unter Schutz zu stellen.