Ferrero-Rückruf: Was Sie jetzt über Salmonellen wissen sollten
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Knapp zwei Wochen vor Ostern ruft Ferrero in Deutschland einige Chargen verschiedener Kinder-Produkte zurück.
© Quelle: Monika Skolimowska/dpa
In mehreren Ländern wurden in den vergangenen Tagen bestimmte Chargen von Kinder-Überraschungseiern und weiteren Schokoladenprodukten von Ferrero zurückgerufen, weil diese mit Salmonellen verunreinigt sein könnten. Mittlerweile ist klar: In einer belgischen Ferrero-Fabrik wurden tatsächlich Salmonellen festgestellt. Schon im Dezember war dem Süßwarenriesen ein Salmonellenfall in jener Fabrik in Arlon bekannt geworden, die seit einigen Tagen im Fokus der Lebensmittelbehörden steht. Belgische Behörden kündigten an, die Produktionslizenz für das Werk in Arlon zu entziehen. Alle Produkte aus diesem Werk müssen deshalb zurückrufen und die Produktion gestoppt werden.
Welche Gefahr besteht, und wie verläuft eine Salmonelleninfektion? Die wichtigsten Fragen und Antworten zum Thema.
Welche Produkte hat Ferrero zurückgerufen?
Ferrero hat in Deutschland und mehreren anderen Ländern Kinder-Überraschungseier, Schokobons, Mini-Eggs und weitere schokoladenhaltige Kinder-Produkte mit einem bestimmten Mindesthaltbarkeitsdatum zurückgerufen, weil diese Salmonellen enthalten könnten. Ferrero hat eine Rückrufliste mit den betroffenen Produkten veröffentlicht, die inzwischen um weitere Produkte erweitert worden ist. Betroffen seien neben Oster-Schokolade auch einige Weihnachtsartikel wie Adventskalender.
In den vergangenen Tagen waren 105 bestätigte Fälle von Salmonelleninfektionen sowie 29 Verdachtsfälle nach dem Genuss von Kinder-Produkten registriert worden, wie die EU-Lebensmittelsicherheitsbehörde EFSA und die EU-Gesundheitsbehörde ECDC mitteilten. Eine ungewöhnlich hohe Anzahl von Kindern muss den Behörden zufolge wegen blutiger Durchfälle im Krankenhaus behandelt werden. In Deutschland wurden bisher vier bestätigte und drei mutmaßliche Fälle von Salmonelleninfektionen nach dem Verzehr von Ferrero-Produkten gemeldet. Betroffen sind auch Schweden, Großbritannien, Belgien, Frankreich, Irland, Luxemburg, die Niederlande und Norwegen, in Australien gab es ebenfalls einen Rückruf.
Was soll ich tun, wenn ich eines der Produkte gekauft habe?
Der Rückruf bedeutet nicht, dass alle zurückgerufenen Produkte wirklich verunreinigt sind. Es handelt sich um eine Vorsichtsmaßnahme. Die zurückgerufenen Produkte sollten aber in jedem Fall nicht verzehrt werden. Sie können diese in das Geschäft zurückbringen, in dem sie diese gekauft haben, und erhalten dann eine Rückerstattung.
Was sind Salmonellen?
Salmonellen sind stäbchenförmige, bewegliche Bakterien, die weltweit vorkommen. Laut Robert Koch-Institut sind etwa 2500 Untergruppen (Serovare) von Salmonellen bekannt. Sie lösen bei Menschen Entzündungen der Magen-Darm-Schleimhäute aus, man spricht dann von einer Salmonellose. Salmonellen kommen im Darm vieler Tiere und auch bei landwirtschaftlichen Nutztieren wie Rindern, Schweinen und Geflügel vor, die selbst aber nur selten erkranken.
Bei der Salmonellose handelt es sich in der Regel um eine Lebensmittelinfektion: Menschen stecken sich am häufigsten über verunreinigte tierische Lebensmittel an, wie rohe oder nicht ausreichend erhitzte Eier oder nicht ausreichend erhitztes Fleisch. Möglich ist aber auch eine Infektion durch andere verunreinigte Lebensmittel, dem Robert Koch-Institut wurden auch schon Ansteckungen nach dem Verzehr von Kräutertee, Mungobohnensprossen oder Melonen gemeldet. Auch eine Infektion durch Schokolade, wie nun vermutlich durch die Ferrero-Kinder-Produkte, kam in der Vergangenheit bereits vor.
Menschen können sich auch beim direkten Kontakt mit Tieren mit Salmonellen anstecken, das gilt vor allem bei Reptilien, die als Haustier gehalten werden. Die Übertragung von Mensch zu Mensch ist eher selten, kann aber bei Menschen mit geschwächtem Immunsystem vorkommen.
Wie kommen Salmonellen in die Schokolade?
Die verunreinigten Produkte stammen mit hoher Wahrscheinlichkeit aus der mit Salmonellen verunreinigten Fabrik in Arlon (Belgien). „Weitergehende Untersuchungen haben ergeben, dass die dort nachgewiesenen Salmonellen eine genetische Übereinstimmung mit Salmonellen von zahlreichen Erkrankungsfällen in mehreren europäischen Ländern, darunter auch in Deutschland, aufweisen“, schreibt Ferrero in einer Pressemitteilung.
Laut einer Mitteilung von Ferrero Ferrero France in Luxemburg sei schon im Dezember ein Salmonellenfall in der Fabrik bekannt geworden. Der Mitteilung zufolge wurden am 15. Dezember Salmonellen in einem Sieb am Auslass von zwei Rohstofftanks festgestellt. Die daraus gefertigten Produkte seien daraufhin zurückgehalten worden. Der Filter sei ausgetauscht und Kontrollen der unfertigen und fertigen Produkte seien gesteigert worden, so Ferrero. Unklar ist, warum Ferrero nicht schon damals die bereits im Umlauf befindlichen Produkte zurückrief. Bereits in der Vergangenheit hat es Salmonellenausbrüche gegeben, die durch Schokolade verursacht wurden. So warnte das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) 2001 vor Salmonellenerkrankungen mit dem seltenen Typ Salmonella Oranienburg, die nach dem Verzehr von Schokolade aufgetreten waren.
Laut BfR sind Salmonellenerkrankungen durch den Verzehr von Schokoladenprodukten seit den 60er‑Jahren weltweit immer wieder aufgetreten. Eine Besonderheit hierbei sei, dass schon äußerst niedrige Keimzahlen in der Schokolade ausreichen, um eine Erkrankung auszulösen. Weil Schokolade fetthaltig ist, seien Salmonellen vor Angriffen durch die Magensäure geschützt und gelangten zum großen Teil in den Darm, was die Infektionen auslösen kann. Zudem können Salmonellen laut BfR in Schokolade mehrere Jahre lang überleben, was am niedrigen Wassergehalt und hohen Fettgehalt der Schokolade liegt. Ursache für die Kontamination seien vermutlich meist die Kakaobohnen, aber je nach Rezeptur auch andere Zutaten wie zum Beispiel Kokosnüsse und Gewürze. Eine entsprechende Hitzebehandlung könne das Risiko reduzieren. Um sicher zu verhindern, dass Schokolade durch Salmonellen verunreinigt wird, sei aber eine lückenlose Kontrolle einschließlich mikrobiologischer Untersuchungen seitens der Hersteller wichtig.
Woher weiß ich, ob ich Salmonellen habe?
Typische Symptome einer Salmonellose sind plötzlich auftretender und wässriger Durchfall, der Blut oder Schleim enthalten kann. Dazu kommen meist Kopfschmerzen und krampfartige Bauchschmerzen, allgemeines Unwohlsein, leichtes Fieber und zum Teil auch Erbrechen. Die Symptome können unterschiedlich stark ausgeprägt sein.
Selten kommt es zu schweren Verläufen, bei denen die Bakterien aus dem Darm ins Blut übergehen (Sepsis) und dann auch andere Organe befallen können. Hierbei kommt es zu starkem Fieber, eine Sepsis kann lebensgefährlich sein. Häufiger von schweren Verläufen betroffen sind Kinder unter zehn Jahren und ältere Menschen sowie Menschen mit geschwächtem Immunsystem. Eine Salmonellose ist ohne Labordiagnostik nicht sicher von anderen Magen-Darm-Infektionen zu unterscheiden. Aus Stuhlproben kann der Erreger aber angezüchtet und dann im Labor nachgewiesen werden.
Was passiert, wenn eine Salmonelleninfektion nicht behandelt wird?
In den meisten Fällen heilt eine Salmonellose von selbst wieder aus. Wenn die Erkrankung auf den Darm beschränkt bleibt, sollte laut Robert Koch-Institut (RKI) bei jüngeren und ansonsten gesunden Menschen keine Behandlung mit Antibiotika erfolgen. Bei älteren oder immungeschwächten Menschen und Kindern im ersten Lebensjahr kann eine Antibiotikatherapie laut RKI hingegen auch in diesem Fall sinnvoll sein. Zwingend erforderlich ist die Behandlung mit Antibiotika, wenn es zu einem schweren Verlauf mit Blutvergiftung kommt.
Wichtig ist es, bei einer Salmonellose den durch Erbrechen und Durchfall verursachten Flüssigkeitsverlust auszugleichen. Sonst kommt es leicht zu einer Dehydrierung, die vor allem für ältere Menschen und kleine Kinder besonders gefährlich ist, es droht ein Kreislaufversagen. Eine Salmonellose kann auch tödlich verlaufen. Laut RKI liegt die Sterblichkeit bei unter 0,1 Prozent, betroffen sind vor allem ältere und immungeschwächte Personen.
Wie lange hält eine Salmonelleninfektion an?
Die ersten Symptome treten meist in einem Zeitfenster von einem halben Tag bis anderthalb Tage nach der Aufnahme verunreinigter Lebensmittel auf, sie können aber auch noch bis zu drei Tagen nach Ansteckung auftreten. Die Beschwerden halten mehrere Tage lang an. Auch wenn die Symptome abgeklungen sind, können Genesene noch mehrere Wochen lang Salmonellen ausscheiden. Nach einer schweren Erkrankung können Salmonellen sogar noch ein halbes Jahr später ausgeschieden werden. Eine Erkrankung von Mensch zu Mensch ist allerdings selten, es sollte aber auf besondere Vorsicht geachtet werden, wenn ein Genesener Kontakt zu immungeschwächten Personen hat oder mit Lebensmitteln arbeitet.
RND/vv/mit Material von dpa