Komponist der „Ode an die Freude“

DNA aus Haaren sequenziert: Woran ist Ludwig van Beethoven gestorben?

Ein Porträt von Beethoven, gemalt von Joseph Karl Stieler im Jahr 1820.

Ein Porträt von Beethoven, gemalt von Joseph Karl Stieler im Jahr 1820.

Bonn. Mithilfe originaler Haarlocken hat ein Team aus Forschenden das Erbgut von Ludwig van Beethoven untersucht und Schlussfolgerungen zum Tod des Musikgenies gezogen. Demnach hatte Beethoven eine erblich bedingte Anfälligkeit für Leberzirrhose und war in den Monaten vor seinem Tod mit Hepatitis B infiziert, wie Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler im Fachblatt „Current Biology“ schreiben. In Verbindung mit seinem Alkoholkonsum dürften diese Faktoren demnach zu fortschreitendem Leberversagen geführt haben, an dem der Meister am 26. März 1827 im Alter von 56 Jahren starb.

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Beethoven kam 1770 in Bonn zur Welt, später zog er nach Wien. Er gilt als einer der bedeutendsten Komponisten der Musikgeschichte. Aus seiner Feder stammen unter anderem „Für Elise“ und die Melodie der Europahymne („Ode an die Freude“) aus dem letzten Teil seiner berühmten neunten Symphonie.

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An welcher Krankheit ist Beethoven gestorben?

Fachleute machen sich seit Beethovens Tod Gedanken über seine Krankheiten und deren Ursachen. Dabei konzentrierte man sich hauptsächlich auf historische Dokumente, etwa Beethovens Briefe und Tagebücher, Aufzeichnungen seiner Ärzte und einen Autopsiebericht. Zudem seien mehrere Gewebeproben einschließlich Haaren untersucht worden – die zumindest zum Teil gar nicht vom Komponisten stammen, wie die Forschenden unter anderem vom Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie (MPI EVA), dem Uniklinikum Bonn und dem Beethoven-Haus Bonn nun schreiben.

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Die Stumpff-Locke, aus der Beethovens gesamtes Genom sequenziert wurde, mit Inschrift des ehemaligen Besitzers Patrick Stirling.

Die Stumpff-Locke, aus der Beethovens gesamtes Genom sequenziert wurde, mit Inschrift des ehemaligen Besitzers Patrick Stirling.

Die Gruppe analysierte insgesamt acht angeblich von Beethoven stammende Haarsträhnen aus seinen letzten Lebensjahren, die von öffentlichen und privaten Sammlungen zur Verfügung gestellt wurden. Fünf davon stufte das Team als authentisch ein und sequenzierte Beethovens Erbgut anhand der besterhaltenen, der sogenannten Stumpff-Locke. Dabei fanden sie „eine Reihe bedeutender genetischer Risikofaktoren für eine Lebererkrankung“, wie es in einer Mitteilung des Uniklinikums Bonn heißt.

DNA von Hepatitis‑B-Viren

Zudem fand das Team in Beethovens Haaren DNA von Hepatitis‑B-Viren. Diese können eine Leberentzündung auslösen und werden unter anderem beim Sex oder durch kontaminiertes OP-Werkzeug übertragen.

„Wir können nicht mit Sicherheit sagen, woran Beethoven gestorben ist, aber wir können jetzt zumindest das Vorhandensein eines erheblichen erblichen Risikos für eine Leberzirrhose und eine Infektion mit dem Hepatitis‑B-Virus belegen“, sagte Johannes Krause vom MPI EVA laut Mitteilung.

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Keine Gluten- oder Laktoseintoleranz

Die Forschenden suchten im Erbgut auch nach Ursachen für zwei weitere Leiden des Meisters – wurden aber nicht wirklich fündig. So hatte Beethoven ab Ende zwanzig mit zunehmender Schwerhörigkeit zu kämpfen. Die letzten Jahre seines Lebens war er komplett taub. Die DNA-Analysen erbrachten aber keinen klaren Anhaltspunkt für eine genetische Ursache des Hörverlusts.

Auch auf Beethovens lang anhaltende Magen-Darm-Beschwerden mit Schmerzen und Durchfall fanden sich keine Hinweise in seinem Erbgut. Gluten- und Laktoseintoleranz können aber höchstwahrscheinlich als Ursachen ausgeschlossen werden, wie die Uniklinik schreibt.

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Ein Kuckuckskind ist er nicht

Die Studienautorinnen und ‑autoren machen sich zudem Gedanken darüber, inwieweit Beethovens Alkoholkonsum zu seinem Leberleiden beitrug. „Beethovens ‚Konversationshefte‘, die er im letzten Jahrzehnt seines Lebens benutzte, legen die Vermutung nahe, dass er sehr regelmäßig Alkohol konsumierte“, sagte Mitautor Tristan Bregg von der Universität Cambridge laut Mitteilung. Die genauen Mengen zu bestimmen, sei aber schwierig. „Unserer Einschätzung nach dürfte es sich immer noch um Alkoholmengen gehandelt haben, von denen man heute weiß, dass sie für die Leber schädlich sind.“

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Das untersuchte Erbgut Beethovens gibt der Studie zufolge Hinweise darauf, dass es in Beethovens väterlicher Linie seit den 1570er-Jahren ein Kind aus einer außerehelichen Beziehung gegeben haben muss. Hinweise, dass Beethoven selbst ein Kuckuckskind gewesen sei, habe man aber nicht gefunden, so die Forschenden.

RND/dpa

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