Märzwinter: Kommt bald der Frühling?
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Frischer Schnee liegt auf den Blüten von Winterjasmin. Der Winter brachte in der Nacht zu Mittwoch Schneefälle bis ins Flachland. Weitere Schneefälle werden erwartet.
© Quelle: Matthias Bein/dpa
Aprilwetter kündigt sich schon im März an
In den kommenden Tagen soll das Wetter äußerst wechselhaft werden.
© Quelle: dpa
Herr Friedrich, am 1. März war meteorologischer Frühlingsanfang, die Vögel zwitschern, es gab auch schon milde Tage – und plötzlich schneit es wieder. Ist das normal?
Für den März ist das tatsächlich sehr typisch. Der Monat zählt schon als Frühlingsmonat, weil es eher frühlingshafteres Wetter gibt als zum Beispiel im Februar. Er ist also kein typischer Wintermonat mehr, eher ein Übergangsmonat. Frühsommerliche Episoden mit über 20 Grad und – wenn der Wind aus Norden kommt – winterliche Phasen können sich immer wieder abwechseln. Es gibt immer mal wieder Schauer, ist mal warm, mal kalt. Im April würden wir sagen „Aprilwetter“, aber das wechselhafte Wetter ist auch für den März sehr typisch. Gerade erleben wir in Teilen Deutschlands auch den berühmten „Märzwinter“ mit Schneefällen und zum Teil bis minus 10 Grad.
Was ist der „Märzwinter“?
Damit wird ein Kälteeinbruch im März bezeichnet. Wir haben seit Dienstag tief winterliche Verhältnisse in Teilen von Deutschland. In Nordhessen, in Sachsen-Anhalt sind zum Teil 20 Zentimeter Neuschnee gefallen. Das kann man schon als Märzwinter bezeichnen. Im Schnitt schneit es in den Wintermonaten, im Dezember, Januar oder Februar, aber am häufigsten und am meisten.
Startet der Frühling tendenziell immer später?
Im Gegenteil. Der Frühling startet immer früher. Frühlingspflanzen wir Schneeglöckchen entwickeln sich jetzt schon gute zehn Tage früher als sonst. An der Entwicklung dieser sogenannten „Zeigerpflanzen“ kann man feststellen, dass der Winter aufgrund der Klimaerwärmung schon etwa zwei Wochen kürzer geworden ist.
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Schadet der „Märzwinter“ den Frühblühern?
Wenn es jetzt friert, ist das nicht so schlimm für die Pflanzenwelt. Gefährlicher wird es, wenn es Ende April oder Anfang Mai an den Eisheiligen noch friert. Dann ist die Pflanzenwelt viel weiter und die, die dann austreiben, wie Apfelbäume oder die Kirschblüte sind deutlich frostempfindlicher.
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Andreas Friedrich, Pressesprecher Deutscher Wetterdienst
© Quelle: Deutscher Wetterdienst
Wann wird es denn wieder frühlingshafter?
Am Montag erwarten wir zumindest im Südwesten Deutschlands knapp 20 Grad. Das ist aber kein dauerhafter Frühlingsausbruch, das sind nur kurze Episoden. Wenn die kalte Luft von Norden reinkommt, wird es wieder kühler. Die kommenden zehn Tage bleibt es bei einem wechselhaften Wetter zwischen kurzen, frühlingshaften Phasen und eher winterlichen Phasen. Eine stabile, frühlingshafte Hochdruckphase können wir noch nicht erkennen.
Verglichen mit den Werten aus den vergangenen Jahren: Wann könnte so eine stabile frühlingshafte Hochdruckphase kommen?
Das ist sehr unterschiedlich. Wir hatten Jahre, da war es im März den ganzen Monat noch winterlich. Wir hatten auch schon wärmere März-Monate. Im Mittel gibt es auch jetzt gerne schon mal 20 Grad. Nur wann und wo das genau auftritt, kann ich Ihnen nicht vorhersagen. Vor einem Jahr gab es in Rheinhessen erst Anfang April die höchste Schneedecke. Und wenn es noch mal Kaltluft aus polaren Breiten gibt, kann es auch Anfang Mai noch den ein oder anderen Schneeschauer geben.
Nach Märzwinter: Meteorologe sieht „ersten richtigen Frühlingstag“
Die Vögel zwitschern, die Sonne scheint, Frühling liegt in der Luft – und plötzlich rieseln wieder Schneeflocken vom Himmel. Bleibt das jetzt so?
© Quelle: RND
Der Boden ist gerade relativ trocken, obwohl es noch nicht einmal Sommer ist. Ist das Wetter gerade gut für unsere Umwelt?
In Süddeutschland sollen bis zu 100 Liter Regen fallen bis zum Wochenende. Das ist natürlich sehr günstig für die Entwicklung der Bodenfeuchte, auch in tieferen Schichten. Dieses Wasser wird vom Boden praktisch aufgesogen und kann dann langsam in tiefere, noch zu trockenen Bodenschichten nach unten versickern.
Welchen Einfluss hat die Klimaerwärmung auf die Jahreszeiten?
Die kalendarischen Jahreszeiten sind ja nach dem Stand der Sonne festgelegt, und auf die hat der Klimawandel keinen Einfluss. Der Klimawandel verschiebt allerdings alles zum Wärmeren. Ein typischer Winter ist deutlich wärmer als noch vor 40 Jahren. Und das gilt auch für die anderen Jahreszeiten. Also: Es gibt die Jahreszeiten noch, aber durch die Klimaerwärmung sind sie im Schnitt wärmer.
Wie lange wird es – angesichts der Klimawandels – überhaupt noch Schnee im März geben?
Klimawandel heißt nicht, dass es immer zu warm ist, sondern dass es im Mittel zu warm ist. Mit einem polaren Kaltluftausbruch wie gerade kann es auch noch in 20, 30 Jahren Schnee im März geben. Diese Ereignisse kommen also weiter vor, werden aber deutlich seltener werden.