Yoga, Bügelbilder und Co: Die Gründerinnen des Havellandes

Falkensee. Sie können organisieren, netzwerken, bringen Job, Kind und Haushalt unter einen Hut. Die Anerkennung dafür fehlt vielen Frauen jedoch gerade im Job. Die Entscheidung zur Selbstständigkeit haben viele Gründerinnen aus dem Havelland daher nie bereut.
Beim Gründerinnenstammtisch, den Babett Ullrich, Wirtschaftsförderin der Stadt Falkensee, gemeinsam mit Michaela Schwarz vom Regionalen Lotsendienst Havelland im Rahmen der Frauenwoche organisiert hat, kamen selbstständige Frauen und die, die es werden wollen, ins Gespräch.
Nicht ständig beweisen müssen, sondern Verantwortung übernehmen
"Ich wollte nicht immer beweisen müssen, was ich kann, obwohl ich Mutter bin. Außerdem setze ich sowieso lieber eigene Ideen um als die meines Chefs", begründet Anne Laßhofer aus Falkensee ihren Schritt in die Selbstständigkeit. Mit ihrer Geschäftsidee "Wichtelwarm", einem wasserdichten Regen-Cape für den Kindersitz am Fahrrad, ist sie mittlerweile seit zwei Jahren auf dem Markt.
Ähnlich erging es auch Grafikdesignerin Stefanie Witt. „Eine feste Anstellung war nichts für mich. Es macht einfach so viel Spaß, Unternehmerin zu sein und Verantwortung zu übernehmen“, so die Falkenseerin. Ihr Online-Shop „Oskars Bügelbilder“ ist seit 2013 am Netz, mittlerweile hat die Gründerin drei Festangestellte und weitere Aushilfen.
Gemeinsam mit Linda Köhler-Sandring hat Stefanie Witt das kreative Netzwerk "Made in Falkensee" gegründet, aus dem über die Jahre weitere Existenzgründungen hervorgegangen sind. "Für den Anfang ist es wichtig, sich zu vernetzen, Kontakte zu knüpfen und von der Erfahrung anderer zu profitieren. Das Rad am Laufen zu halten, dafür ist dann jeder selbst verantwortlich", so Witt.
Vielen fehlt das Selbstbewusstsein
Vielen Frauen fehle jedoch das Selbstbewusstsein für den Schritt in die Selbstständigkeit und die nötige Risikobereitschaft. "Frauen gründen vorsichtiger", weiß Leona Heymann, die lange im Auftrag des Lotsendienstes Havelland Gründer beraten hat und heute das Regionalcenter der Industrie- und Handelskammer (IHK) in Brandenburg an der Havel leitet.
Dass es dabei oft eine Entscheidung aus dem Widerstand gegen Kollegen, Arbeitgeber und das System ist, beobachtet Betriebs- und Gründungsberaterin Barbara Mangelsdorff, selber seit 30 Jahren selbstständig, immer wieder. „Den Frauen reicht es, sie werden immer wieder in eine bestimmte Rolle gedrückt. Natürlich ist Familie unser Ding, aber doch nicht ausschließlich“, so Mangelsdorff.
Ein Raum für Bewegung und Kreativität
Ganz am Anfang steht auch Cora Birth. „Derzeit bin ich noch fest bei einem großen Einrichtungshaus angestellt und bin viel unterwegs. Jetzt möchte ich sesshaft werden und habe daher kürzlich eine Hundetrainerausbildung absolviert“, so die Falkenseerin, die plant, ein mobiles Hundetraining anzubieten, und sich vom Stammtisch Tipps für die ersten Schritte in die Selbstständigkeit erhoffte.
Einen klaren Plan hat Ellen Urban bereits. Die ausgebildete Artistin war über 20 Jahre in Europa unterwegs und ist heute ganz in Falkensee angekommen. Sie unterrichtet Yoga und das besondere Aerial Yoga, bei dem man die Übungen in einem Tuch, das von der Decke hängt, ausführt. „Ich möchte in Falkensee einen Raum etablieren, in dem Yoga, Bewegung, Musik und Kunst einen Platz finden. Den Raum möchte ich nicht alleine mit meinen Angeboten füllen, sondern suche noch Menschen, die in das Konzept passen und den Kursplan komplettieren“, so Urban.
Von Laura Sander
MAZ
